Preisträger des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises geehrt – Erstmals Preis für Alltagsjournalismus in der Grenzregion – Woidke betont enge politische Abstimmung mit Polen



Die Gewinner des diesjährigen Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises stehen fest. Sieger und Nominierte wurden heute Abend auf einer Gala im Plenarsaal des neuerbauten brandenburgischen Landtags in Potsdam geehrt. Bei der Preisverleihung hielt der Koordinator der Bundesregierung für die Beziehungen zu Polen, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, als Gastgeber die Festrede.



Der erste Platz in der Kategorie Print ging an  Karolina Golimowska und Daniel Tkatch. Sie hatten zwei in der Zeitschrift „The Germans“ erschienene Beiträge unter dem übergreifenden Motto „Jetzt bin ich also deutsch“ gemeinsam eingereicht. In der Kategorie Hörfunk konnte sich Mariusz Borsiak von Polskie Radio Olsztyn mit  ..„Düsseldorf – Warszawa: trochę ponad godzinę” („Düsseldorf - Warschau – Etwas mehr als eine Stunde…“) durchsetzen. Rosalia Romaniec gewann mit der WDR-Dokumentation „Meine Familie und der Spion - eine Geschichte aus dem Kalten Krieg“ in der Kategorie Fernsehen. Erstmals vergeben wurde der Sonderpreis „Journalismus in der Grenzregion“, den Brandenburg gestiftet hatte. Er ging an Anne Holzschuh, André Kartschall, Olaf Sundermeyer und Sabine Tzitschke für den rbb-Fernsehbeitrag „Hart an der Grenze“.


Die Laudationes für die Preisträger wurden von Mitgliedern der Jury gehalten. Für die Kategorie Print würdigte Jurorin Helga Hirsch, dass die Autoren in ihren Beiträgen das Thema Migration aufgreifen, ihre Ankunft als Fremde in Deutschland sowie ihren anschließenden Weg in der neuen Heimat schildern. Hirsch hob hervor, „der grenz- und nationenüberschreitende Dialog dient nicht zuletzt der Selbstbefragung und der Selbsterkenntnis. Wir - die Alt- und die Neudeutschen – sind auf dem Weg zu einem Deutschland, das sich wandelt.“



Im Gewinnerbeitrag der Kategorie Hörfunk geht es um einen polnischen Architekten, der in seiner Heimat und in Deutschland eine Firma leitet, die Stadien und Flughäfen baut. Jurorin Dorota Zyń-Horbaczewska sagte, der Beitrag räume auf mit Mythen und Ressentiments und zeige den Erfolg eines Polen in Europa. Anhand dieser Karriere stelle der Autor die intensive Zusammenarbeit ohne Grenzen dar.



Der Gewinnerbeitrag der Kategorie Fernsehen behandelt eine Spionagegeschichte zwischen Polen und Deutschland während des Kalten Krieges. Laudatorin Bogna Koreng  wies darauf hin, dass die Autorin trotz der eigenen familiären Betroffenheit die notwendige journalistische Distanz behält: Ihr Film sei kein Abrechnen, sondern ein zielgerichtetes Hinterfragen, ein Verweis darauf, dass selbst vor Jahrzehnten Verursachtes lange noch nicht aufgearbeitet ist, sogar heute noch in den deutsch-polnischen Beziehungen nachwirkt.



Mit Kriminalität an der ehemaligen Grenze zwischen Polen und Deutschland, mit Auto- und Fahrraddiebstahl sowie Drogenhandel beschäftigt sich  der Gewinnerbeitrag der Kategorie „Journalismus in der Grenzregion“. Die Autoren beschränken sich laut Laudator Jacek Kamiński nicht darauf, den Zustand zu beschreiben, sondern untersuchen und decken auch die Mechanismen des Diebstahl- und Schmuggelgeschäftes auf. Sie regen Vorsorgemaßnahmen an und sehen Verbesserungsmöglichkeiten des derzeitigen Zustands in einer besseren Gesetzgebung und besseren Zusammenarbeit mit Polen.



Europaminister des Landes Brandenburg Ralf Christoffers, der den Sonderpreis gestiftet und überreicht hatte, erklärte: „Von jeher hat die Presse das besondere Verhältnis zwischen Deutschen und Polen kritisch begleitet. Gerade jetzt zum 10 Jahrestag des Beitritts Polens zur Europäischen Union wird ersichtlich, wie erfreulich sich die Beziehungen zu unserem Nachbarland entwickelt haben, dies wurde in zahlreichen Beiträgen der Medien deutlich. Und das zeigt auch die lebendige öffentliche Diskussion über politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen. Die Berichterstattung in den Medien leistet einen wichtigen Beitrag für den Abbau von gegenseitigen Vorurteilen und für das Verständnis der Lebensverhältnisse beiderseits der Grenze.“



Ministerpräsident Woidke, der die Festrede hielt (siehe gesonderte Pressemitteilung vom Nachmittag), zeigte sich hocherfreut über die Resonanz auf den Wettbewerb. Ob Print, Hörfunk oder Fernsehen: die Beiträge seien getragen von Neugier, Zuneigung und Verständnis. Anschließend überreichte Woidke Dietrich Schröder von der „Märkischen Oderzeitung“  einen Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für seine kontinuierliche und fundierte Berichterstattung über die Beziehungen zwischen Brandenburg und Polen.



Es war die 17. Auflage des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises,  der  seit Dezember 2013 in Anerkennung der journalistischen Tätigkeit des im Oktober 2013 verstorbenen Publizisten, Bürgerrechtlers und ersten demokratisch gewählten Premiers Polens nach der Wende den Namen „Tadeusz Mazowiecki“ trägt.  Insgesamt waren 136 Einsendungen eingegangen, 70 Beiträge kamen aus Deutschland und 66 aus Polen. Auslober des Preises waren die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und der Freistaat Sachsen, die Woiwodschaften Westpommern, Lebuser Land und Niederschlesien sowie die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und die Robert Bosch Stiftung. Die Preise waren mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Die Gewinner erhielten ferner eine Urkunde sowie eine Statuette, die das Logo des Preises symbolisiert.



Die Gala zur Verleihung der Preise war ein Höhepunkt der zweitägigen Deutsch-Polnischen Medientage, die unter dem Motto: „Europa vor den Wahlen. Welche Wahl hat Europa?“ stehen und am morgigen Freitag ausklingen.



Für den 18. Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis sowie die Medientage ist im kommenden Jahr die Wojewodschaft Zachodniopomorskie (Westpommern) Gastgeber. Vizemarschall Andrzej Jakubowski übernahm zum Abschluss der Gala den symbolischen Staffelstab.