Am 27. Mai wurden die Gewinner und Gewinnerinnen des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises Tadeusz Mazowiecki bekannt gegeben. In der Kategorie Fernsehen wurden sechs Reportagen aus Polen und Deutschland nominiert. Das ausgezeichnete Material mit dem Titel „Kinderraub der Nazis - die Vergessenen Opfer“ wurde von der Redaktion Deutsche Welle, Geschichte und Dokumentationen produziert. Es ist eine Sammlung persönlicher Geschichten von Polen, Alodia Witaszek, Józef Sowa und Herman Lüdeking, die zwischen 1941 und 1944 aus ihrer Heimat verschleppt und Opfer der Zwangsgermanisierung wurden. Der Beitrag widmete sich dem Problem der Suche nach nationaler Identität und zeigte die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs aus individueller und gesellschaftlicher Sicht.

 

Zwar beschäftigten sich alle nominierten Beiträge mit der Vergangenheit und der Zukunft, aber sie vergaßen auch die Gegenwart nicht. „Die Geschichte eines Fotos“, ein Dokumentarfilm (TVP Historia) unter der Regie von Wojciech Królikowski, erzählt die Geschichte von Maria Kwaśniewska, einer Speerwerferin, die bei den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin die olympische Bronzemedaille im Speerwurf gewann. Ein bekanntes Foto, auf dem sie Glückwünsche von Adolf Hitler entgegennimmt, und ihre außergewöhnlichen sportlichen Leistungen retteten während des Krieges vielen Menschen das Leben. Das Material „Der Traum vom Lebensabend in Polen“ wiederum, produziert vom RBB Regionalstudio Frankfurt (Oder), unter der Regie von Katharina Zabrzynski, erzählt die Geschichte von Rentnern und Rentnerinnen aus Deutschland, die in Polen leben. Es ist eine Geschichte über Liebe und den Wunsch nach Veränderungen im reifen Alter. Erwähnenswert ist die Bonin-Stiftung und der Film „Wir und ihr, die Nachbarn“, bei dem Wiesława Piećko Regie führte und der die Bindungen zwischen den Menschen aus dem Grenzgebiet darstellt. Der Film schildert die Suche nach Arbeit und familiären Beziehungen während der Coronazeit, als die Protagonisten Angst vor einer unbekannten Zukunft hatten. Wichtig war auch die Frage, was es bedeutet, Europäer zu sein in einer Zeit, in der ein politisches Spiel zwischen den Ländern abläuft. 

 

Einen Bezug zur deutschen Geschichte stellte die Inszenierung „Der Kniefall von Warschau – Die Macht der Erinnerung“ von Andrzej Klamt her, die das ZDF/3sat im Sender HR Kultur ausstrahlte. Der Film bezieht sich auf die Haltung des gleichnamigen deutschen Politikers, der sich vor dem Denkmal des Warschauer Ghettos verbeugte, das zu einem historischen Symbol der Verantwortung für die Verbrechen der Nazis in Polen, insbesondere den Holocaust, wurde. Eine weitere Produktion befasst sich mit dem Thema der Abwanderung polnischer Ärzte nach Deutschland und den Protesten der Anwohner während der COVID-19-Pandemie. Die Reportage „Die sollen doch zurückkommen“ von Arkadiusz Wierzuk für die TVN24-Sendung „Czarne na białym“ legte die politische Dimension der Gesundheitskrise in Polen offen. Außerdem stellte der Beitrag die komplexen Probleme der Mediziner aus deutscher und polnischer Perspektive dar.

 

Die in der Kategorie Fernsehen gezeigten Reportagen behandelten die Geschichte Deutschlands und Polens, zeigten aber auch die Probleme, die die Corona-Pandemie im Jahr 2020 verursachte. Da die Erinnerung flüchtig ist, zum Glück kann die Kamera außergewöhnliche menschliche Geschichten für zukünftige polnische und deutsche Generationen bewahren. 

 

Milena Boroń, Wojtek Kułaga