Gewinner des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises 2018 sind Jacek Harłukowicz, Jan Pallokat, Ingo Dell; Friederike Witthuhn und Peter Schmidt, Ewelina Karpińska-Morek

(von l.) : Friederike Witthuhn und Peter Schmidt („Journalismus in der Grenzregion“), Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Fot. Hans Scherhaufer

Die Deutsch-Polnischen Medientage in Stralsund  vom 06. bis 07. Juni unter dem Motto „Ist es Zeit, Europa neu zu denken?” boten den mehr als 200 Vertreterinnen und Vertretern aus Medien und Politik beider Länder die Möglichkeit, über Europa in Zeiten neuer politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse auf der Welt zu diskutieren. Die Workshop-Themen kreisten um journalistische Ethik, regionale Zusammenarbeit, das Spannungsfeld Social Media und traditionelle Medien, lokale Berichterstattung sowie das 100 Jubiläum derWiedergründung des polnischen Staates und dessen Wiederspiegelung in Deutschland. Rund 40 Programmgäste nahmen an der Stralsunder Konferenz teil.

Den feierlichen Höhepunkt der Medientage setzte die Verleihung des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalisten-Preises 2018. Die nationalen Jurys hatten im März in Berlin und Warschau 30 Beiträge für das Finale im 21. Wettbewerb nominiert. Die Ehrung in den fünf Kategorien erfolgte bei der Festveranstaltung am Mittwochabend im Katharinenkloster Remter in Stralsund  im Beisein von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und des Oberbürgermeisters der Hansestadt Stralsund, Dr. Alexander Badrow.

Ministerpräsidentin Schwesig sagte bei der Gala: „Das Leben auf beiden Seiten der Grenze dem jeweiligen Nachbarn näher zu bringen: Das haben sich viele Journalistinnen und Journalisten auf die Fahnen geschrieben. In Polen und in Deutschland. Dieses besondere Engagement zeichnet den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis aus. Es ist für mich eine große Freude, heute hervorragende Arbeiten auszuzeichnen. Mein Dank geht an alle Nominierten: Dank Ihrer Arbeit hat der Deutsch-Polnische Journalistenpreis seine hohe Qualität.“

Preisträger des 21. Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises sind:

Kategorie Print: Jacek Harłukowicz, Gazeta Wyborcza / Duży Format: Jestem patriotą: Sieg heil!;

Kategorie Hörfunk: Jan Pallokat, RBB-ARD-Studio Warschau und RBB Inforadio: Erzfeind oder Partner? Das zerrissene Deutschland-Bild der Polen,

Kategorie Fernsehen: Ingo Dell, MDR Geschichte, Dokumentationen und Osteuropa: Die Karawane der Pflegerinnen;

Kategorie „Journalismus in der Grenzregion“: Friederike Witthuhn und Peter Schmidt, NDR Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern Nordmagazin – Land und Leute: Land und Leute Pomerania – Deutsch-polnisches Grenzfest.

Kategorie Multimedia / Online: Ewelina Karpińska-Morek, Interia / Fakty und Deutsche Welle / polnische Redaktion: Z niej już jest Niemka.

Die Juroren trafen ihre Wahl aus 114 Einsendungen, wobei 65 aus Deutschland und 49 aus Polen kamen. Es wurden je sechs Beiträge in den Kategorien Print, Hörfunk, Fernsehen, der neuen Rubrik Multimedia/Online sowie für den durch den Gastgeber Mecklenburg-Vorpommern ausgelobten Sonderpreis „Journalismus in der Grenzregion“ nominiert. Die Preise sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

Die Begründung der Wahl in der Kategorie Multimedia / Online fasste Jurymitglied Piotr Stasiak zusammen: „Besonders fesselte die Aufmerksamkeit der Jury eine Reihe von über zehn im Netz veröffentlichten, vom Internetportal interia.pl und dem TV-Sender Deutsche Welle verfassten Berichten. Das Projekt „Geraubte Kinder” berichtet über die Schicksale der im 2. Weltkrieg aus den durch das Dritte Reich besetzten Gebieten entführten Germanisierungsopfer. Von diesem Prozedere waren insgesamt 300 000 Kinder betroffen. Die Journalisten haben daher eine wahrlich akribische Arbeit geleistet, um die letzten noch lebenden Zeitzeugen zu finden und ihr Wahrheitszeugnis zu überbringen, die Wahrheit über die gemeinsame Geschichte, die – und das mag unter diesen Umständen überraschend sein – nicht nur teilen, sondern vor allem verbinden kann. Die Jury gratuliert aufs herzlichste beiden Redaktionen“.

Den Gewinnerbeitrag von Jacek Harłukowicz würdigte das Jurymitglied des Preises für die Kategorie Print, Robert Migdał: „Einen solchen Text zu verfassen, das braucht Mut. Und zwar großen Mut – als Mensch und als Journalist. […] Der Autor hat in einem schreibtechnisch einwandfreien, illustrativen, sprachlich frappanten Text die Straflosigkeit von Neonazigruppen ins Licht gestellt, ihr Tun beschrieben. Er rechnet ab mit den Ordnungshütern und Staatsbehörden, die diese Straflosigkeit zulassen. Dieser Text ist ein Weckruf, ja - er schlägt Alarm, warnt, bevor es zu spät wird“.

Juror Jürgen Hingst beschrieb den Gewinnerbeitrag in der Kategorie Hörfunk von Jan Pallokat. „In nur 15 Minuten schafft er es, Partner und Gegner guter deutsch-polnischer Verbindungen darzustellen und zwar gleichermaßen, von beiden Seiten, ohne Vorurteile. Das Ganze ist mit Originaltönen durchsetzt, angereichert mit atmosphärischen Klangbildern und treffenden Schilderungen. Hinzu kommt die Verwendung einer ruhigen Sprache, eine fast schon lakonische Ausdrucksweise und viel Sachlichkeit in der Aufbereitung.“

Bogna Koreng, Jurymitglied hielt den Laudatio für die Kategorie Fernsehen: „Ingo Dell vermag es, dieser scheinbar deutsch-polnischen Angelegenheit eine europäische Dimension zu verleihen. Noch zieht ‚Die Karawane der Pflegerinnen‘, doch die Betreuungsuhr für Pflegebedürftige tickt unbarmherzig, der Politik bleibt kaum noch eine Gnadenfrist, sich dieses Problems endlich anzunehmen“ – sagte sie.

Jurymitglied Markus Bensemann erklärte die Wahl der Jury in der KategorieJournalismus in der Grenzregion“ folgendermaßen: „Es ist nicht nur die große Politik, die das Miteinander der Menschen bestimmt. Das wird häufig ganz besonders in Grenzregionen deutlich. Unser friedliches Miteinander in der EU macht es möglich, dass auch die Grenze zwischen Deutschland und Polen in den vergangenen Jahrzehnten quasi nur noch auf dem Papier existiert. Die Menschen diesseits und jenseits sind einander seither immer näher gekommen, sie leben miteinander, sie reden miteinander, erinnern sich an die gemeinsame Geschichte, stöbern darin – und sie feiern wieder miteinander.“

Stifter des Preises sind die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Robert Bosch Stiftung, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie sechs Partnerregionen: jeweils die drei Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und der Freistaat Sachsen sowie die drei Woiwodschaften Zachodniopomorskie (Westpommern), Lubuskie (Lebuser Land) und Dolnośląskie (Niederschlesien).

Weitere Informationen sind auf www.medientage.org abrufbar.

Kontakt:

Claudine Schubert

Büro des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises

Staatskanzlei des Freistaates Sachsen

Archivstraße 1, 01097 Dresden

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Fax: +49 (351) 81609-36

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Magdalena Przedmojska

Projektkoordinatorin

Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbei

Zielna 37, 00-108 Warszawa

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Fax: +48 (22) 338 62 01

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