Marcus Bensemann. Fot. Hans Scherhaufer
Doch wie geht es weiter, wenn die Kohle als Wirtschaftsfaktor verschwindet? Was geschieht dann in den Regionen, die vom Bergbau geprägt waren? Was sollen die Menschen dort arbeiten? Was geschieht mit der Infrastruktur, was mit der Tradition? Was ist, wenn die Ökonomie über den ökologisch dringend notwendigen Abschied siegt?
Solchen Fragen gingen gleich mehrere der eingereichten Beiträge nach. Auf sehr unterschiedliche Weise. Hier die klassische Print-Reportage, dort die filmische Hochglanz-Produktion, da ein multimediales Storytelling.
Jeder dieser Beiträge hatte seine Besonderheiten und seinen speziellen Zugang. Neben der Frage, wie gut eine Geschichte erzählt ist, spielte für die Jury in der Kategorie Multimedia aber auch die Form der Umsetzung eine entscheidende Rolle.
Aufgedrängt hat sich eine handwerklich gut erzählte Geschichte mit überraschenden Einblicken: Junge Leute suchen ihre Zukunft im Steinkohlebergbau von Katowice - meist sehr pragmatisch und heimatbezogen, den Aspekt des Umweltschutzes eher verdrängend.
Die Fotos dazu sprechen eine starke Sprache, man kommt den Protagonisten nahe. Die Form des vertikalen Storytellings gepaart mit horizontalen Bildergalerien und einem Video-Making-of sind eine passende und elegante Lösung für das Internet.
Aber auch der Kontext hat eine Rolle gespielt, weil der Gewinner Teil eines spannenden Großprojektes ist. Junge Reporterteams bereisen zum 100-jährigen Jubiläum der polnischen Unabhängigkeit die Grenzen rund um das Land und bringen acht spannende Reportagen mit. Insofern steht der Preisträger durchaus Pars pro Toto. Wir loben den europäischen Ansatz des Projekts und die Mehrsprachigkeit.
Junge Autoren berichten über junge Leute – das war uns einen Preis in der jüngsten Kategorie des deutsch-polnischen Journalistenpreises wert - Multimedia. Gewonnen hat: „Polnische Jugend – Karriere unter Tage“ aus dem Borderline-Projekt von Café Babel.
Die Preisträgerinnen sind Hélène Bienvenu (Text) und Kasia Strek (Fotos).
Herzlichen Glückwunsch!
Marcus Bensemann