Laudatio auf Urszula Ptak

Urszula Ptak. Fot. Hans Scherhaufer

Um einen Text so zu verfassen, bedarf es massiver Potentiale von Einfühlungsvermögen, empathischer Aufmerksamkeit für die Welt um uns, eines immensen literarischen Talents - eines Reporters mit Biss, mit dem Instinkt für die flüchtigen Momente und Ereignisse, die er auffängt und zu Papier bringen kann.

Urszula Ptak beweist mit ihrer Reportage über alle genannten Merkmale zu verfügen und dem ist auch das Entstehen dieses hinreißenden, aufwühlenden,  herzgreifenden, Denkanstöße liefernden Textes zu verdanken. Ihr Bericht zwingt zur Reflexion über das Los, über die Lage von hunderttausenden Flüchtlingskindern hinter unserer Westgrenze, die jeden Tag um normales Leben, um bessere Zukunft kämpfen, darum lesen und schreiben zu lernen, um so diesen winzigen Schlüssel zur Tür ins neue Leben zu bekommen.  

Die Autorin schrieb ihre Reportage aus der Perspektive einer Schullehrerin für Flüchtlingskinder. Ihrer Arbeit, der Nähe zu ihren Protagonisten verdankt sie die einmalige, von ihr genial genutzte Chance uns, den gemeinen Lesern, diese Welt näher zu bringen. Es ist die Welt des Kindes, der Familie, die aus ihrer Heimat flüchten mussten. Eine Kindeswelt weit von Zuhause, ein Kind in Situation, in die es häufig unfreiwillig gekommen ist, an einem neuen, nicht unbedingt freundlichem Ort.

Diese Reportage ist besonders, weil sie Kinder zeigt, denen ihre Kindheit genommen wurde, die schnell erwachsen werden mussten, und die Tag für Tag um diese Kindheit und um Normalität kämpfen.

Der Autorin gebührt größter Applaus für ihr hervorragendes journalistisches Reporteurinnenhandwerk, für die Gabe des Zuhörens und die stupende Fähigkeit, den Worten auf Papier so viel Aussagekraft zu verleihen, für die Darstellung des Flüchtlingsproblems aus der Perspektive des Kindes, mit seinen Augen gesehen, mit seiner Sensibilität empfunden.

Also - allerbesten Glückwunsch.

Robert Migdał