Journalismus ist ein Beruf, der stets in der Krise steckt
„Medienmanagement in Krisenzeiten – Workshop für Medienchefs und Chefredakteure“ fand im Rahmen der Deutsch-Polnischen Medientage in Stettin statt. Er befasste sich mit Problemen, die aus den Veränderungen der Arbeit des Journalisten für die Medien entstehen.
Geleitet wurde der Workshop von Bartosz Dudek, dem Chef der polnischen Redaktion der Deutschen Welle, der keine fruchtlosen Klagen, sondern konstruktive Postulate erwartete. Die Teilnehmer ließen sich von diesem Anspruch entmutigen und schwiegen hartnäckig, woraufhin Dudek Betrachtungen über die Definition des Begriffs Krise anstellte.
Die aktuelle Krise, von der im Kontext mit Medien gesprochen werden kann, sah er in der organisatorischen Krise, sprich den fehlenden Geldern, und der situativen Krise, die mit Ereignissen zu tun hat, die von den Journalisten abverlangen, auf Hochtouren zu arbeiten. Tomasz Kycia vom rbb schlug eine andere, eher ontologische Definition vor: die schwerste Krise ist die, in der die Journalisten und die ganze Redaktion um ihre Existenz fürchten, wie Kycia es bei der Schließung des Senders Multi-Kulti erfahren musste.
Der derzeitige Redaktionschef des rbb übertrug die Diskussion auf den deutschen Kontext, indem er den Begriff Krise auf die sich verändernde Struktur der deutschen öffentlichen Medien bezog. Er führte auch die Fragen der Einsparungen an jungen Mitarbeitern an, dann ging er über zum Thema „Mission“. Angesichts der Krise fehle es den Mitarbeitern an Motivation zur Zusammenarbeit. Sein Diskussionsbeitrag endete optimistisch, da er das Heilmittel gegen die Krise in der Qualität der Sendungen sieht. Dann kam die Diskussion auf die Unterschiede zwischen polnischen und deutschen Medien zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass es sehr viele gibt. Jacek Tyblewski sagte, die Unterschiede entstünden aus der unterschiedlichen medialen Struktur. In Deutschland werden die öffentlichen Medien von den Vorsitzenden der lokalen Medien geleitet, in Polen hingegen zieht man die Schließung regionaler Einrichtungen in Betracht und will sich hauptsächlich auf die in der Hauptstadt konzentrieren.
Die Diskussionsteilnehmer griffen mehrfach die Frage nach der politischen Neutralität auf, von der im Falle von polnischen Journalisten keine Rede sein kann. Jacek Tyblewski sagte, dass deutsche Journalisen in eine beliebige andere Redaktion wechseln können, während dies in Polen aufgrund der Parteilichkeit nicht möglich sei. In deutschen öffentlichen Medien bewahre man selbst während des Wahlkampfes Distanz zur Politik. In Polen sei ganz klar, welches Medium wen unterstützt.
Ein bedeutender Unterschied, den Bartosz Dudek hervorhob, sei die Tatsache, dass 99 Prozent der Abnehmer öffentlicher Medien in Deutschland Rundfunkgebühren zahlen, während sich in Polen diese Zahl zwischen 15 und 40 Prozent bewege. Angesichts dessen seien die deutschen Medien nicht gezwungen, mit Werbung Profit zu machen und können sich auf ihre Mission und die Qualität ihrer Sendungen konzentrieren. Aus dem Saal kam die Frage, ob hinsichtlich der langen Liste an Unterschieden es überhaupt Sinn habe, die Medienmärkte in Polen und in Deutschland miteinander zu vergleichen. Man kam zu dem Schluss, dass es keinen Sinn habe, da die Einnahmen aus den Rundfunkgebühren für die deutschen öffentlichen Sender an die acht Milliarden Euro jährlich reichen, während die polnischen öffentlichen Medien sich in dieser Hinsicht in einer ewigen Krise befinden. Die polnischen öffentlichen Medien haben nicht einmal Mittel für die Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen auf regionaler Ebene. Somit verlieren sie ihre wichtige kulturschaffende Rolle. Bogdan Lęcznar von TVP Kultura führte ein absurdes Beispiel aus seinen Berufserfahrungen an: angesichts der fatalen finanziellen Situation des Fernsehsenders, für den er tätig ist, war er gezwungen, selbständig nach Mittel für die Erstellung von Material zu suchen, das er dann dem Sender für eine symbolische Gebühr zur Verfügung stellte.
Tyblewski sagte, „der Journalismus ist ein Beruf, der ständig in der Krise steckt“. In beiden Ländern schlagen sich die Journalisten darüber hinaus mit dem sinkenden Prestige ihres Berufes und dem fehlenden Vertrauen der Öffentlichkeit herum. Sein Kollege Tomasz Kycia sagte hingegen „wir befinden uns nicht in einer Krise, sondern in einer Phase der Umwertung. Die Konfrontation mit dem Internet wirkt sich positiv aus, es kommt zur Gewissenserforschung unseres Berufes und ich denke, dass uns das gut tut.“
Parusel Aleksandra
Puto Kaja