Medien haben die Möglichkeit zu manipulieren und diese Macht nutzen sie immer öfter aus. Darauf machte der Medienexperte Dr. Jarosław Flis von der Jagiellonen Universität Krakau in seiner Einführung zur zweiten Branchendiskussion „Medien machen Meinung oder wie die Berichterstattung die Politik beeinflusst“ aufmerksam und veranschaulichte dies mit Bildmaterial aus dem Präsidentschaftswahlkampf in Polen, wo einige Kandidaten je nach Pressetitel mal mehr mal weniger vorteilhaft präsentiert wurden.

 

An der nachfolgenden Diskussion nahmen der Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung Bernd Hilder, der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung Dr. Christoph Steegmans, der Publizist Roman Kurkiewicz und der Sejmabgeordnete der Platforma Obywatelska Dr. Jan Rzymełka teil. Moderiert wurde das Gespräch von Bogusław Chrabota (Polsat) und Martin Echterhoff (MDR-Fernsehen).

 

Gleich zu Beginn stellte Moderator Echterhoff die Frage an den stellvertretenden Regierungssprecher Steegmans, ob er die Überzeugung teile, dass die Medien mittlerweile die Politik dominieren würden. Christoph Steegmans kritisierte die Tendenz, nicht mehr harte Fakten zu verbreiten, sondern zunehmend Spekulationen, Gerüchte oder Meinungen. Ganz nach dem Motto: Recherchierst du noch oder bist du etwa meinungsschwach? Eine Nachricht sei in dem Moment journalistisch nicht mehr relevant, wenn sie bestätigt werde, so Steegmans. Medien müssten nicht immer harte Nachrichten bringen, sondern natürlich auch Geschichten erzählen, aber die strikte Trennung der traditionellen journalistischen Formen wie Kommentar, Glosse oder Reportage müsse nach wie vor beachtet werden, was laut Steegmans immer häufiger nicht der Fall sei.

 

Der Publizist Roman Kurkiewicz stellte der Runde eine ganz andere Frage: Wie viel Nachrichten brauchen wir eigentlich? Die heutige Fülle der Nachrichten ist von einem normalen Menschen nicht mehr zu verarbeiten. Dem Phänomen „Overnewsed but underinformed“ fügte er mit seinem Kunstwort „Infoina“ einen weiteren interessanten Aspekt hinzu. Wir lechzten, so Kurkiewicz nach der Droge „Nachricht“ egal welchen Nährwert sie habe. Eine gefährliche Entwicklung die u. a. der Boulevardierung Vorschub leiste. Eine Tendenz, die aber auch aus einer Überforderung bzw. Überstättigung des Konsumenten resultiere, denn dieser picke sich Zweifelsfall die leichtere Kost aus.

 

Als Resümee lässt sich festhalten, dass  Medien und Politik sich gegenseitig benutzen, wobei keine  der Seiten dominierend sei.

(Paul-Richard Gromnitza)

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