Strategie: Grenzüberschreitender Journalismus – Aktuelle Themen aus der Grenzregion“ war das Thema des ersten Medienforums während der 5. Deutsch-Polnischen Medientage in Schwerin. Die Teilnehmer der Diskussion sprachen über die Aufgabe der regionalen und lokalen Zeitungen im deutsch-polnischen Grenzraum.
Die Debatte wurde durch Agnieszka Łada (Institut für Öffentliche Angelegenheiten) und der Kurzvorstellung ihrer Studie „Neue polnische Migration nach Deutschland – lokale Perspektiven“ eingeführt. Łada nannte die wichtigsten Themen der lokalen deutschen sowie polnischen Presse aus dem Grenzgebiet aus den letzten 10 Jahren: Angst vor polnischer Migrationswelle, Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes und Fachkräftemangel. Als Ergebnis der Studie machte Łada fest, dass der Sturm polnischer Arbeiter nach Deutschland ausblieb und der so sehr mit Skepsis beäugte polnische Arbeiter, sich als qualifizierter, junger und motivierter Mensch entpuppte: „Wir hätten uns unsere Befürchtungen sparen können“.
Andrzej Kotula Mitglied des deutsch-polnischen Journalistenclubs „Unter Stereo-Typen/Pod Stereo-Typami“, setzte Ładas Studie entgegen, dass eine der wichtigsten regionalen Zeitungen fehle, der Kurier Szczeciński. „Diese Zeitung begleitet uns seit Jahren täglich und hat einen ernormen Einfluss auf das Bewusstsein der polnischen Grenzbewohner. Jeden Dienstag widmet sich eine zusätzliche Seite dem Grenzraum und unabhängig davon, in jeder Ausgabe gibt es Informationen über das, was im Grenzgebiet passiert. Die deutsch-polnische Nachbarschaft ist in dieser Zeitung seit vielen Jahren präsent.“
Die Entwicklung des deutsch-polnischen Grenzraumes sieht Kotula kritisch, wenn diese nur auf dem Schöpfen von Fonds beruht. „Wenn das Hauptmotiv der Zusammenarbeit das Geld ist, dann ist es das Einfachste, sich später um dieses Geld zu streiten.“ Kotula unterstrich die Bedeutung des Aufbaus von aufrichtigen Freundschaften und institutionellen Zusammenarbeiten im Grenzraum. Außerdem nannte er als ein Topthema der lokalen Zeitungen das Profil der Ausbildung. Auf beiden Seiten fehlt es an Kenntnissen über den Nachbarn, was die Voraussetzung für das Erwerben von grenzübergreifenden Fähigkeiten und den ungehinderten Umgang auf beiden Seiten ist. Der Zusammenbruch des ostdeutschen Arbeitsmarktes kann nur dann aufgehalten werden, wenn der polnische Arbeiter auch elementare und kulturelle Kenntnisse über Deutschland besitzt.
Michael Seidel Chefredakteur des Nordkuriers, bezog sich in seinem Kommentar nicht nur auf die Aufgabe der lokalen Medien, nämlich die Organisation einer nachhaltigen Berichterstattung, sondern auch auf die fehlende Grenzraumpolitik, in der Themen wie Bildung, Infrastruktur, Sprachkenntnisse und Wirtschaft ihren Platz finden. „Was diesem Raum wirklich fehlt, ist eine strukturierte und konsistente Grenzraumpolitik.“
Der grenzübergreifende Journalismus macht auf viele Probleme und Gemeinsamkeiten im deutsch-polnischen Grenzraum aufmerksam. Ohne die Unterstützung der Politik und anderer Institutionen wird der Aufbau einer integrierten Grenzregion jedoch kaum möglich.