Die preisgekrönte Reportage schildert das im Titel genannte gesellschaftliche Problem und basiert auf der Geschichte mehrerer Menschen, die sich in der Obdachlosenkrise befinden, als auch Aktivisten, die versuchen, ihnen zu helfen. Die Stiftung der gegenseitigen Hilfe „Barka“ sucht auf den Straßen der deutschen Hauptstadt nach Bedürftigen, verteilt warme Getränke unter ihnen und ermutigt sie schließlich, freiwillig in ihre Heimat zurückzukehren. Wie man vermuten kann, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die Jury würdigte insbesondere diesen Beitrag, der “mit Achtung von den Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes am Boden liegen”, und die mit Angst, Scham und Süchten zu kämpfen haben, spricht. Der Bericht wurde von der Redaktion Mitteldeutscher Rundfunk gedreht.

Ein weiteres aktuelles Problem zeigte sich in dem Bericht „Polen als Müllhaufen Europas“, der von Maciej Kuciel und Patrycja Dzięcioł-Mokwa für die Sendung „Uwaga!“ auf TVN erstellt wurde. Sie entlarvt die Falschheit des Systems der Abfallentsorgung und -trennung und zeigt Fälle des Abfall-Exports von Deutschland nach Polen, um aus dem Müll fiktiv Sekundärrohstoffe zu gewinnen. Er wird jedoch nicht recycelt, sondern in den so genannten Abfallzwischenlagern gelagert, die oft „versehentlich“ anfangen zu brennen und verschwinden. Die Filmemacher haben ihren Weg ins Land zurückverfolgt und Wege zur Lösung des Problems ausgelotet.

Die anderen nominierten Beiträge beschäftigten sich mit Geschichte. In dem Dokumentarfilm „11. Du sollst deinen Feind respektieren“ gibt es Profile von deutschen Offizieren, die unter Missachtung der Befehle ihrer Nazi-Vorgesetzten menschenwürdige Bedingungen in den von ihnen überwachten Lager schufen. Sie haben weder Juden noch Schwarze verfolgt. „Es zeigt sich, dass selbst bei so dramatischen Ereignissen wie den Kriegen die Menschlichkeit erhalten werden kann“, sagte Marek Łazarz, Direktor des Museums der Kriegsgefangenenlager in Żagań, in der Einleitung zur Reportage. Die Autoren des Materials sind Janusz Wójtowicz und Maciej Sas, und es wurde auf dem Portal „Wrocław nieoczywisty“ veröffentlicht.

Eine andere, individuelle Perspektive lernen wir durch die Reportage „Bahlsen und Zwangsarbeiter“ kennen, produziert von der Redaktion des Rundfunks Berlin-Brandenburg, Aktuelle Kultur FS.  „Verena Bahlsen, 26-jährige Unternehmenserbin, hat im Frühjahr letzten Jahres behauptet, dass die polnischen Zwangsarbeiter bei Bahlsen es nicht wesentlich schlechter hatten als die deutschen Arbeiter. Und dem wollten wir nachgehen“ sagt Ulf Kalkreuth, Autor der Reportage. Sie schildert die tragischen Erinnerungen einer Polin, die zur Sklavenarbeit deportiert wurde, was im Widerspruch zur Version der jungen Multimillionärin steht.

Im nächsten Film beschäftigen wir uns mit Friedenserziehung. „Ein einzigartiger Aspekt unserer Arbeit ist, dass wir uns durch den Umgang mit Friedhöfen tatsächlich mit den Auswirkungen des Krieges auseinandersetzen“ sagt Diane Tempel-Bornett in der Reportage „Treffpunkt Kriegsgrab: Feiern für den Frieden”. Sie wurde von Eva Frisch und Alf Meier gedreht. Der Dokumentarfilm erzählt von den Aktivitäten junger Menschen während des Freiwilligenlagers in Wielbark in Masuren, das von der deutschen Organisation Volksunion für die Pflege der Kriegsgräber organisiert wurde. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine räumen einen Friedhof auf, sprechen über die Auswirkungen des Krieges und setzen sich für Versöhnung ein. Der Film zeigt den Prozess der vertieften Reflexion und Integration von jungen Menschen aus Ländern mit schwieriger gemeinsamer Vergangenheit.

Arkadiusz Wierzuk hat uns in seiner Reportage „Die Flucht in die Freiheit“ zu einem etwas späteren Zeitpunkt gebracht. Sie erinnert uns an die wenig bekannten Schicksale von Flüchtlingen aus dem kommunistischen Deutschland, die nach 1989 in Polen vorübergehend Zuflucht fanden. „Das seit gestern freie Land“ an der Weichsel gab ihnen Hoffnung auf ein Leben außerhalb des Regimes und half ihnen, eine Reise nach Westdeutschland zu organisieren. Dieser Weg wurde in der Presse als „Warschauer Brücke“ bezeichnet. Der Anlass zur Erzählung dieser Geschichte in der Serie „Czarno na Białym“ auf TVN24 war der 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Einzelne Fluchtentscheidungen der Protagonisten des Films und ähnlicher Personen trugen zur Aufhebung der Teilung Deutschlands bei.

Die Autoren von Fernsehreportagen suchen nach individuellen Perspektiven, die das Publikum miteinbeziehen werden. Die Tatsache, dass vier der sechs nominierten Beiträge historische Themen aufgreifen, zeigt, wie wichtig diese Themen in den deutsch-polnischen Beziehungen immer noch sind. Nichtsdestotrotz würdigte die Jury die in der heutigen Zeit sehr verwurzelte Reportage um zu verdeutlichen, dass es sich lohnt, in den Kontakten zwischen den Ländern an der Oder über das Hier und Jetzt zu sprechen. Der Siegerfilm zeigt nicht nur die Überwindung nationaler Grenzen, sondern auch die Überwindung bestehender Stereotypen. Die Reportage „Gestrandet in Berlin: Polen holt obdachlose Landsleute zurück” ist ein Signal, dass es lohnenswert ist, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und sich umzuschauen, ob es um uns herum keine Menschen gibt, die vielleicht Unterstützung brauchen.

Aleksandra Domaradzka, Przemysław Żołneczko