Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Platzeck,
sehr geehrter Herr Professor Bartoszewski,
sehr geehrte Damen und Herren,

Die Preisverleihung im Rahmen der Medientage ist der Höhepunkt und leitet zugleich den Ausklang der Medientage ein, die morgen mit der Besichtigung der Studios in Babelsberg enden. Die meisten von Ihnen waren gestern und heute nicht dabei. Gestern und heute haben Medienexperten und Journalisten über die Medien gesprochen. Das heißt aber auch, Journalisten haben über sich selbst gesprochen, was ja nicht so oft vorkommt. Insofern waren Vorträge und Diskussionen gestern und heute in dieser Form ein seltenes Ereignis. Es begann gestern mit der Diskussion über Qualitätsjournalismus. Heute ging es um Gefahren für den Journalismus und seine eventuellen Grenzen; es ging auch um das Wechselspiel zwischen Journalismus und Politik; außerdem um die Hektik im journalistischen Tagesgeschehen und die Schnelligkeit der Informationsübertragung durch die neuen Medien, wodurch guter Journalismus immer schwieriger wird.

Hinter allem stand aber eine gemeinsame Vorstellung von gutem Journalismus, auch wenn er nicht immer gelingt. Widrige Umstände stehen der guten Arbeit nicht selten im Wege. Dann ist die Realität stärker als der gute Wille. Insgesamt wurden in diesen Diskussionen unerlässliche Kriterien für guten Journalismus erkennbar. Immer wieder wurde die Wahrhaftigkeit hervorgehoben und angemahnt. Gute journalistische Arbeit beginnt immer mit einer möglichst sauberen und konkreten Recherche. Dazu gehört auch eine möglichst umfassende Informiertheit des Journalisten selbst, der ja informieren soll und will.

Es ging also insgesamt um einen Orientierungsrahmen für eine journalistische Berufsethik. Es war allgemeine Meinung, dass es ohne Regeln nicht geht, und zwar Regeln, die einerseits die Freiheit des Journalisten sicherstellen, aber andererseits auch Grenzen aufzeigen. Von diesen Regeln gibt es immer Abweichungen. Es wurden Beispiele von früher und auch aus letzter Zeit genannt, so das Kartoffel-Beispiel und die Verhöhnung deutscher Fußballer. Manches wurde von den Beispielen als Satire abgetan. Über Einzelheiten gab es pluralistische Meinungen. Auf die Frage, was der Satire erlaubt sei, hat Tucholsky geantwortet: "alles". Ich bin nicht dieser Meinung. Schwere Beleidigungen und tiefe z. B. religiöse Verletzungen, setzen der Satire Grenzen.

Die Journalisten klopften sich aber auch selbst an die eigene Brust: Sie müssten mehr Rücksicht auf den Empfänger ihrer Nachrichten und Meinungen nehmen. Die Leser, die Zuhörer, die Zuschauer am Fernsehapparat gibt es in dieser Undifferenziertheit nicht. Die Journalisten stoßen mit ihren Arbeiten auf unterschiedliche Wahrnehmungshorizonte und auf unterschiedliche Verständnishorizonte innerhalb des Publikums. Auch im deutsch-polnischen Verhältnis treffen die Journalisten auf ein unterschiedliches nationales Verständnis. Um sich aber bei möglichst vielen im Publikum verständlich zu machen, ist dies manchmal ein schwieriger Balanceakt, wenn man nicht mit Stereotypen dem Publikum nach dem Munde reden will. Es existiert jedenfalls schriftlich fixiert oder nur im allgemeinen Bewusstsein ein Grundkonsens über guten Journalismus. So vergibt z. B. der polnische Journalistenverband zur Abgrenzung des guten Journalismus gegen bestimmte unhaltbare Arbeiten jährlich eine Hyäne an den jeweiligen Verfasser. So bleibt es eine Daueraufgabe, immer wieder die Grenzen deutlich zu machen und herauszustellen.

Die Jury, die die heutigen Preisträger ausgewählt hat, hat mit ihren Qualitätskriterien hohe Anforderungen gestellt. Bei den prämierten Arbeiten stehen jeweils menschliche Begegnungen im Mittelpunkt zwischen Deutschen und Polen. Anhand dieser Begegnungen wird allgemein ihr Verhältnis zueinander, konkreter aber auch ihre Zusammenarbeit, ihr Verständnis füreinander und in Ansätzen auch Aussöhnung zwischen ihnen geschildert.

Mit der heutigen Verleihung des deutsch-polnischen Journalistenpreises haben wir nach den hohen Anforderungen der Jury exzellente Arbeiten ausgezeichnet. Damit haben wir einen Weg eingeschlagen, den wir fortsetzen wollen. Nach meinen Gesprächen gestern und heute am Rande der Medientage kann ich sagen, dass die acht Stifter des Preises und Träger der Medientage, nämlich die drei Grenzwoiwodschaften Westpreußen, Lebuser Land und Niederschlesien und die drei Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen, gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der ich angehöre, im Herbst mit der Preisausschreibung wiederum Medientage vorbereiten und dazu für 2009 (nach Stettin) einladen werden.

Als Abschluss ist es mir ein Bedürfnis, dem ausrichtenden Land Brandenburg und besonders Ihnen, Herr Ministerpräsident Platzeck, dafür zu danken, dass Sie der Preisverleihung einen so wunderschönen Rahmen in diesem Barock-Theater hier ermöglicht haben.
Vielen Dank!