Niederschlesien – das ist „Europa im Kleinformat”. Die vielfältige, von einem Netz aus Flüssen und Kanälen durchsetzte Landschaft verschmilzt mit der außergewöhnlichen Atmosphäre der Städte und Kleinstädte, die nicht nur mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, sondern auch mit einem reichen Angebot an verschiedenartigen Events aufwarten können. Die Woiwodschaft Niederschlesien ist eine außergewöhnliche Region, ein Gebiet mit Potenzial, Chancen und Attraktionen. Im Südwesten Polens und an der Grenze zu Deutschland und Tschechien gelegen, bietet es ideale Bedingungen für Arbeitsplätze, Erholung und Unterhaltung, sowohl für seine Bewohner als auch für polnische und ausländische Gäste.

Die Woiwodschaft Niederschlesien ist eine der am besten entwickelten Regionen Polens. Ihre starke Seite ist ihr gesellschaftliches und wirtschaftliches Potenzial, das reiche touristische Angebot sowie ihre packende Geschichte. Hier befinden sich ein Drittel des Produktions- und Dienstleistungsmarktes der IT-Branche im Land, und spezialisierte wissenschaftlich-technische Einrichtungen sowie Wissenschaftszentren. Niederschlesien nutzt Gelder der Europäischen Union effektiv für den Aufbau einer konkurrenzfähigen und innovativen Wirtschaft, in der das intellektuelle Kapital ein nicht wegzudenkendes Element ist. Aber Niederschlesien – das ist vor allem auch eine komplizierte Geschichte. Hier treffen Einflüsse verschiedener Nationalitäten aufeinander und verschmelzen, sichtbar wird dies anhand beeindruckender Sehenswürdigkeiten und Zeugnisse anderer Kulturen. Die wertvollsten sind wohl die Friedenskirchen in Świdnica (Schweidnitz) und Jawor (Jauer) sowie die Jahrhunderthalle in Wrocław. Alle drei Denkmäler stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.


Niederschlesien ist deshalb so spannend, weil es seine Geheimnisse nicht so leicht verrät. Die wertvollsten Schätze versteckt es in kleinen Ortschaften, an selten besuchten Wanderwegen, manchmal sogar tief unter der Erde. Eine Spezialität der Region sind geheimnisvolle Unterführungen und Gänge, die ins Nichts führen. Sackgassen und schwer zugängliche Hallen haben dafür gesorgt, dass diese Region ein Magnet für Schatzsucher geworden ist. eines der wichtigsten Objekte für „Geheimnisjäger“ ist die Untergrundstadt im Mittelgebirgsmassiv um die Säuferhöhen (Osówka). Diese kleine Ortschaft im Eulengebirge war während des Zweiten Weltkrieges Teil des Projektes Riese, eines Bauprogramms für ein komplexes Stollensystem, das 1943 startete. Der größten Beliebtheit unter den „Geheimnisjägern“ erfreut sich allerdings das bis heute nicht erforschte Gewölbe unter dem Schloss Fürstenstein (Książ). In dem Fels, auf dem die Sehenswürdigkeit steht, wurde während des Zweiten Weltkrieges ein Gangsystem errichtet, das bis zu 50 Meter Tiefe hat. Kurz bevor die Sowjetische Armee eintraf, wurden die Tunnel vermint. Seitdem bewegt das unterirdische Labyrinth die Fantasie neuer Forschergenerationen. Manche von ihnen sind davon überzeugt, dass hier ein Bernsteinzimmer versteckt ist.


Wer Niederschlesien besucht, sollte unbedingt das Tal der Palais und Gärten im Hirschberger Tal (Kotlina Jeleniogórska) besichtigen, denn wo sonst, wenn nicht an diesem magischen Ort, kann man fast dreißig Palais, Schlösser und Gutshöfe sehen, die so nah beieinanderstehen? Im 19. Jahrhundert gewann das Tal unter den Vertretern der preußischen Königsfamilie an Beliebtheit. Ihnen nacheifernd baute hier die Crème de la Crème der europäischen Aristokratie ihre Residenzen: Habsburg, Czartoryski, Radziwiłł. Zur Erholung kamen hierher unter anderem Goethe und Politiker wie John Quincy Adams, der zukünftige Präsident der Vereinigten Staaten. Einer der wertvollsten Schätze auf dem versteckten Wanderweg befindet sich innerhalb des unscheinbaren Fürstlichen Wohnturmes zu Siedlęcin (Boberröhrsdorf), unweit von Jelenia Góra (Hirschberg). Hier befinden sich Gemälde, die im 14. Jahrhundert entstanden und später in Vergessenheit geraten sind. Sie stellen die mittelalterliche Legende von Sir Lancelot und König Artur dar. Es ist das einzige auf der Welt erhaltene Fresco, das diese Legende abbildet.


Durch Niederschlesien führt einer der attraktivsten Teile des Zisterzienserweges (ER 8), der sich von Portugal bis Polen zieht. Nach Anekdoten und Geheimnissen hungrige Touristen sollten Niederschlesien auf diesem Wanderweg besichtigen. Auf einer kleinen Fläche befinden sich gut ein Dutzend imponierende Sanktuarien und Kirchen. Die Reise auf den Spuren mittelalterlicher Mönche beginnt man am besten von der Abtei in Henryków (Heinrichau). Denn in der dortigen Büchersammlung liegt ein Nachdruck (das Original befindet sich in Wrocław) des berühmten Gründungsbuches des Klosters Heinrichau aus, in dem im Jahre 1270 die ersten Worte auf Polnisch niedergeschrieben wurden. Ein wahres touristisches Schnäppchen erwartet die Besucher im Klosterkomplex in Lubiąż. Seine Oberfläche ist zweieinhalb Mal größer als der Krakauer Wawel, und die Dachoberfläche beträgt 2,5 Hektar, das entspricht der Fläche von fünf Fußballfeldern!


Aber Niederschlesien besteht nicht nur aus wunderbaren Schlössern, Palais, Kirchen und Klostern. Geografie und Geschichte dieser Region ziehen Anhänger verschiedener Freizeitbeschäftigungen an. Man kann Höhlen besichtigen und sich im Klettern und anderen Bergsportarten versuchen. Der Gebirgszug der Sudeten, der sich im Süden der Region erstreckt, ist der beste Ort für den Aktivurlaub. Zu den größten Wintersportzentren gehören Szklarska Poręba (Schreiberhau) und Karpacz (Krummhübel) im Riesengebirge, Świeradów Zdrój (Bad Flinsberg) im Isergebirge sowie das Zentrum Czarna Góra (Schwarzer Berg) im Glatzer Schneegebirge und Zieleniec (Grunwald) im Adlergebirge. Fantastische Bedingungen für den Skisport bieten die Sudeten. Auf der im Isergebirge gelegenen Jakobsthaler Lichtung (Polana Jakuszycka) findet die größte Skiveranstaltung Polens statt, an der Sportler aus der ganzen Welt teilnehmen – der Bieg-Piastów-Lauf. Niederschlesien ist auch für sein Mineralwasser bekannt und hier befinden sich die meisten Kurorte Polens. Die schönen Ortschaften mit dem wohltuenden Quellwasser sind aber auch für ihr heilend wirkendes Mikroklima berühmt. Dazu gehören Lądek Zdrój (Bad Landeck), Polanica Zdrój (Bad Altheide) und Duszniki Zdrój (Bad Reinerz).


Niederschlesien steht auch für bedeutende Kulturevents, von denen jährlich um die 170 in der Woiwodschaft veranstaltet werden. Eines der prestigeträchtigsten ist das Internationale Chopinfestival. In diesem Jahr hat es bereits zum 67. Mal stattgefunden. Im Rahmen des Festivals sind zahlreiche Weltstars der Pianistik aufgetreten, unter anderem Wladimir Aschkenasi, Halina Czerny-Stefańska, Garrick Ohlsson, Krystian Zimerman sowie Piotr Paleczny. Letzterer ist derzeit künstlerischer Leiter des Festivals. Diese herausragenden Künstler sind nicht nur für Chopin Botschafter, sondern auch für Niederschlesien als ein Ort, an dem seit Jahren polnische Musiktradition gepflegt wird. Das Chopinfestival, wie auch andere kulturelle Ereignisse dieser Größenordnung, sorgt dafür, dass immer mehr Touristen nach Niederschlesien kommen. Deshalb entstehen jedes Jahr neue Kulturveranstaltungen, die ein Publikum aus ganz Polen und der Welt anziehen.

Text und Fotos: Marschallamt von Niederschlesien