Die Deutsch-Polnischen Medientage von ihrer festlichen Seite

Die Männer tragen elegant gebundene Krawatten, die Damen kurze und bodenlange Röcke. Diese festlich gekleideten Menschen kamen in Trafostacja Sztuki zusammen, einem neuen Ort auf der kulturellen Landkarte von Stettin. Zwar könnte der Eindruck entstehen, eine solch elegante Gala müsse in ernster Atmosphäre ablaufen, aber dies war ganz und gar nicht der Fall, denn die Verleihung des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises Tadeusz Mazowiecki wurde von Jarosław Kuźniar mit Humor und einem Augenzwinkern moderiert.

Bereits zu Beginn gratulierte er den Gästen dazu, dass sie sich entschlossen hatten, den Donnerstagabend auf den 8. Medientagen zu verbringen, statt im Fernsehen die Präsidentendebatte zu verfolgen. Anhand der Gesichter ließe sich erkennen, dass niemand unter Zwang in die Trafostacja Sztuki gebracht wurde.

Als erster sprach Tomasz Sobieraj, Vizemarschall der Woiwodschaft Westpommern.
„Die große Aufgabe der Medien ist es, die Nachbarschaftsbeziehungen zu gestalten“, sagte er. Stettin sei durch seine deutsch-polnische Geschichte der ideale Ort, um den Dialog zwischen beiden Staaten zu führen. Sobieraj dankte den für den Preis Nominierten für ihre Beiträge und Errungenschaften bezüglich der Freundschaft zwischen Polen und Deutschland.
Der Preis wurde in vier Kategorien vergeben: Print, Hörfunk, Fernsehen und – zum zweiten Mal – in der Sonderkategorie Journalismus in der Grenzregion.

In der Kategorie „Print“ überreichte der geschäftsführende Gesellschafter der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Krzysztof Miszczak den Preis an Magdalena Grzebałkowska für ihre Reportage „Singt, ihr Nazis“. Die in der Reportage erzählte Geschichte zeigt, dass es in unserer polnischen Vergangenheit noch viele Dinge gibt, die unter den Teppich gekehrt wurden, und aufgedeckt werden müssen.

Der Titel klingt polnisch-tschechisch, aber die Geschichte betrifft auch Deutschland. Tomasz Sikora, Roman Nuck und Tomas Kopecky haben zusammen die Radioreportage ,,Dowodiczek Osobisticzek czyli Nowy realizm Graniczny" gemacht. Unter 26 Beiträgen aus Polen und 20 aus Deutschland hat diese Reportage das Herz der Jury erobert. Zur Verleihung erschien nur einer der Autoren: Tomasz Sikora. Mit seiner Energie und seinem Humor brachte er das Publikum zum Lachen. Ernsthaft jedoch erzählte er von der Planung für den Beitrag und von dessen Entstehung: „Es war schwer, Mittel für ein deutsch-polnisch-tschechisches Projekt zu bekommen. Alle haben uns abgesagt, weil sie der Meinung waren, dass das ein zu großes Durcheinander wird. Deshalb haben wir unsere eigene goldene Mitte gefunden“, so Sikora. Die Herren benutzten den Filehosting-Dienst Dropbox. Eigentlich habe jeder von ihnen einen eigenen Entwurf hergestellt, die sie in der Endphase zu einem Ganzen verbanden.

In der Kategorie „Fernsehen“ erhielt Ase Svenheim Drivenes den Preis für ihre Reportage „Mama arbeitet im Westen“. Sie erzählt von einer Mutter, die im Ausland arbeitet, und von den Problemen, mit denen sie zu kämpfen hat. In ihrer Laudatio hat Bogna Koreng darauf hingewiesen, dass die Arbeitsemigration häufig zu dem Problem der Euro-Waisen führt, sprich Kinder, die auf die Nähe der Eltern verzichten müssen, die im Ausland den Lebensunterhalt verdienen.

Zum Abschluss der Gala des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises spielte die Band „Chorzy“: Fünf junge Männer mit ungewöhnlichen Aufschriften auf ihren T-Shirts unterhielten das Publikum mit ihren Hits wie „Das well-done-Ei“ und „Was ist mit dem polnischen Fußball passiert“? Obwohl die Hemden bis oben zugeknöpft blieben, bewegten sich die Arme der Gäste im Takt der Musik, besonders, als der Bandlider auf Deutsch zu singen begann. Die Band versteht sich als Macher von sozialer Musik, sie will in ihren Texten auf Probleme hinweisen und in den Köpfen der Hörer Raum zum Nachdenken  und für die Suche nach einer Antwort schaffen. Dafür werden die Teilnehmer nun ein Jahr Zeit haben, denn die nächsten Medientage finden 2016 statt, und Dresden bereitet sich schon auf den Besuch der begabtesten Journalisten aus Polen und Deutschland vor.

Małgorzata Całka, Katarzyna Karpińska