12. Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis
Kategorie Print
Polen:
Włodzimierz Nowak und Friederike Lippold, Gazeta Wyborcza / Duży Format
„Z drugiej strony znaczka“ (Auf der anderen Seite der Briefmarke)
Der Berliner Sammler Manfred Schulz erzählt von seiner Leidenschaft für Briefmarken und für eine große Sammlung von Dokumenten und von Kontroversen bezüglich des Verkaufs von Briefen aus dem Warschauer Aufstand auf einer Auktion in Düsseldorf. Das Interview wird durch Schulzes Frau bereichert, die aus Łódź stammt und dank derer er die Exponate aus Polen einst zu sammeln begann. Włodzimierz Nowak spricht mit dem großen Philatelisten über die Angst vor der Zerpflückung der Sammlung seines Lebens, über seinen ersten Aufenthalt in Polen und über die deutsch-polnischen Beziehungen.
Bartosz T. Wieliński, Gazeta Wyborcza
„Najgłośniejszy przypadek polsko-niemieckiego sporu o dzieci” (Der bekannteste deutsch-polnische Rechtsstreit um ein Kind)
„In der Lorettostraße im Zentrum von Düsseldorf, kurz vor 16 Uhr, Moritz geht mit seiner Stiefmutter und Stiefschwester die Straße entlang. Plötzlich bremst vor ihnen ein silberner Golf. Eine Frau und zwei Männer springen heraus. Sie entreißen der Stiefmutter Moritz und schubsen ihn ins Auto.“ Das ist kein Ausschnitt aus einem Kriminalroman, sondern die Geschichte über den Kampf von Moritz’ Mutter gegen die deutschen Jugendämter. Aber geht es den Ämtern wirklich immer um das Wohl des Kindes? Die von den deutschen Jugendämtern gebeutelte Beata Pokrzeptowicz ist der Meinung, dass dies nicht der Fall ist. Wie sieht die Wahrheit aus?
Włodzimierz Nowak, Gazeta Wyborcza / Duży Format
„Zgwałcone przez Armię Czerwoną” (Von der Roten Armee vergewaltigt)
Von den 1,5 Millionen Rotarmisten in Berlin waren nicht alle Vergewaltiger und Mörder. Max Färberböck, der deutsche Regisseur und Drehbuchautor des Films „Anonima. Eine Frau in Berlin“, spricht nicht nur über die Hintergründe der Entstehung dieser Produktion, sondern auch über die bewegenden Einzelschicksale. Die Historiker sprechen von zwei Millionen vergewaltigten Frauen, in Berlin allein 110.000. Gedemütigt verkauften sie manchmal ihren Körper im Gegenzug für Ruhe und Schutz. Beschämt und ihres Respektes vor sich selbst beraubt sahen sie mitunter in dem Täter den Menschen. Manchmal hatten sie sogar einen Orgasmus mit einem Russen. Sich dazu zu bekennen, bricht ein Tabu – ebenso wie der Film von Max Färberböck, mit dem Włodzimierz Nowak spricht.
Deutschland:
Jan Opielka, Die Welt
„Lukas Podolski gibt ein Beispiel“
Podolski ist sowohl Pole als auch Deutscher. Er spricht Deutsch und Polnisch. Er freut sich, dass er gegen Polen ein Tor geschossen hat, gleichzeitig ist er deshalb traurig. Aber kann man denn zwei Herzen haben? Łukasz ist in Gliwice geboren, zog aber im Alter von 2 Jahren nach Deutschland. Heute, mit 23 Jahren, ist er anerkannter deutscher Fußballer. Mirosław Klose, sein Kumpel aus der Mannschaft, ist ebenfalls in Polen geboren; er kam mit 8 Jahren nach Deutschland. Über ihre nationale Identität, das Bewusstsein, in einer Mannschaft zu spielen, und über die deutsche Nationalhymne, aber auch über das vereinte Europa und die Vermischung der Kulturen, schreibt Jan Opielka.
Birk Meinhardt, Süddeutsche Zeitung
„Stadt, Land, Frust“
Löcknitz – eine kleine Ortschaft nicht weit von der Grenze zu Polen gelegen. Sie gehört zur Region Uecker-Randow, die als eine der ärmsten in Deutschland gilt. Die Arbeitslosigkeit beträgt hier 19 Prozent, 12 Prozent der Gebäude stehen leer. Die Stadt ist wie leer gefegt – immer mehr Löcknitzer verlassen die Ortschaft und suchen in großen Städten und in anderen Regionen Deutschlands Arbeit. Heute, da die Mitgliedschaft in der EU und die Schengenzone für die Polen neue Möglichkeiten eröffnet, ziehen Bewohner von Stettin und anderen grenznah gelegenen polnischen Ortschaften nach Löcknitz. Nicht allen Löcknitzern gefällt das. Sie sind der Meinung, dass ihnen die Polen die Arbeitsplätze wegnehmen und Löcknitz immer weniger eine deutsche Stadt ist.
Katrin Schröder, Sächsische Zeitung
„Feuerwehrleute finden ihren eigenen Weg zum Nachbarn“
Die Brücke zwischen der polnischen Ortschaft Markosice und dem Brandenburgischen Gross Gastrose gibt es zwar auf fast keiner Karte, dennoch blüht die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Städten. Die Bewohner feiern zusammen Geburtstag und organisieren verschiedenste Kulturveranstaltungen. Den gemeinsamen Bau der Brücke verstehen sie als Symbol ihrer Zusammenarbeit. Die Brücke erleichtert den Bewohnern und der örtlichen Feuerwehr – der deutschen wie der polnischen – das Leben und die Arbeit. „Wir können nicht warten, bis jemand diese Brücke für uns baut“, sagen die Bewohner und sind stolz auf ihr gelungenes Projekt.
Kategorie Radio
Polen:
Jolanta Rudnik, Radio Koszalin SA
„Łaskawa śmierć“ („Gnadentod“)
Über die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges wissen wir viel, aber nur selten wird über die Vernichtung von psychisch kranken Menschen gesprochen. Erich Müller – ein Deutscher, der einst in Treptow an der Rega gewohnt hat – erzählt von der Ermordung von fast 10.000 Patienten im psychiatrischen Krankenhaus in seiner Stadt, im heutigen Trzebiatów. Eine Reportage über ein grausames Verbrechen – über die Selektion von Menschen und über die Ermordungsmethoden, über die Deutschen, die ihre Landsleute umbrachten und darüber, was mit dem Personal des Krankenhauses nach dem Krieg geschehen ist.
Alicja Kulik, Polskie Radio Olsztyn
„Na początku było marzenie” (Es begann mit einem Traum)
Im Jahr 1989 reiste eine Danziger Familie nach Deutschland aus, um dort ein neues Leben zu beginnen. „Wir fuhren mit dem letzten Zug“, sagen sie. Der Anfang war nicht leicht: die Suche nach deutschen Wurzeln, die herzlose Bürokratie, verschiedene Arbeitsstellen – bis sie es geschafft hatten. Sie eröffneten ein Lokal an dem perfekten Ort. Es ist beliebt und wird auch gern von Polen besucht, hier finden Veranstaltungen zu unterschiedlichen Anlässen statt. Dezente Musik wie Jazz oder Klassik verbindet die Menschen.
Patrycja Gruszyńska-Ruman, Polskie Radio 1
„WINna-nieWINna” (Unschuldig für schuldig beFuUnden)
Nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz nimmt Stanisława Rachwał Kontakt zur Organisation „Freiheit und Unabhängigkeit“ (FuU) auf. Schon bald verrät sie jemand beim polnischen Sicherheitsdienst und Stanisława Rachwał wird zum Tode verurteilt. In dem stalinistischen Gefängnis begegnen sich zwei Frauen – eine ehemalige Kapo aus dem Konzentrationslager Auschwitz und ein ehemaliger Häftling. Eine Sendung über Stanisława Rachwałs Lebensgeschichte, ihre Träume und das abgestempelt sein als „deutsche Spionin“. Über ihre Kindheit, die ersten sehr schweren Entscheidungen im Leben in Eintracht mit den eigenen Überzeugungen – eine Reportage von Patrycja Gruszyńska-Ruman.
Deutschland:
Claudia van Laak, Deutschlandradio Kultur
„Guben, Gubin und die Neiße – ein halbes Jahr eine offene Grenze“
Witamy, Willkommen, Welcome – diese dreisprachige Begrüßung ist der Situation in Gubin und Guben angemessen – der „neuen“ Grenzzone, ohne Zoll- und Grenzkontrolle. Ein halbes Jahr, nachdem Polen der Schengenzone beigetreten ist entsteht ein symbolisches Projekt, das die Zusammenarbeit beider Städte bestätigt: mit vereinten Kräften wird die 700jährige Stadtkirche wieder aufgebaut. Die Einheit der Stadt wird auch durch eine Reihe anderer Veranstaltungen präsentiert, unter anderem durch ein Fußballspiel Deutschland-Polen, das zwei Tage vor Beginn der Fußballeuropameisterschaften stattfand. „Das ist eine Stadt – die Lausitzer Neisse ist hier so schmal, dass wir eigentlich gar keine Teilung empfinden.“ Über das Zusammenwachsen zweier Städte, über die neue Wirklichkeit in der Grenzzone und über die deutsch-polnische Freundschaft – eine Sendung von Claudia van Laak.
Achim Nuhr, WDR Köln
„Soviel Armut gab’s noch nie. Die Verlierer des polnischen Wirtschaftsbooms”
Polen hat ein weiteres Jahr lang ein enormes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Optimistische Nachrichten sprechen von einem großen „Wirtschaftsboom“ im Land an der Weichsel. Der Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus bedeutet jedoch nicht für alle die Erlösung. Trotz großer Erfolge in der polnischen Wirtschaft haben nicht alle Grund zur Freude. Die Reportage von Achim Nuhr erzählt von Menschen, die es nicht geschafft haben. Die Zahl derer, die an der Armutsgrenze leben ist im vergangenen Jahrzehnt von 5 auf 12 Prozent gestiegen. Über ungleiche Vermögensverhältnisse, enge Wohnungen im Warschauer Bezirk Praga und die Merkmale des westlichen Kapitalismus in der Jerozolimski-Allee – erzählt aus der Sicht eines deutschen Journalisten.
Krzysztof Visconti, Funkhaus Europa Berlin
„Praga – Berlin“
Der Warschauer Stadtbezirk Praga ist bekannt als einer der am meisten vernachlässigten in Europa. Violetta Weiss, Veranstalterin der Aktion „Zu Hause auf der Straße“ hat begonnen, mit S.O.S Kinderdorf zusammenzuarbeiten, einer Organisationen, die mit Kindern aus „schwierigen Familien“ arbeitet.
Eine Gruppe von Teenagern aus Praga Nord ist nach Berlin gereist, und eine Gruppe Jugendliche aus der deutschen Hauptstadt fuhr eine Woche später nach Warschau. Das Hauptmotiv der Begegnung ist die Musik – die Jugendlichen helfen dabei, eine Musiksendung im HipHop-Stil zu erstellen. Das fertige Produkt soll ein Videoclip sein, von den Kindern selbst gemacht. Über zwei Welten auf einer Welt und über die unersättlichen Augen der Kinder aus dem Warschauer Praga – eine Reportage von Krzysztof Visconti.
Kategorie Fernsehen
Polen:
Monika Mazanek-Wilczyńska, TVP Szczecin
„Ekspansja na zachód” (Expansion nach Westen)
Penkun – eine kleine Ortschaft in Deutschland nah an der deutsch-polnischen Grenze. In der Stadt und ihrer Umgebung haben sich bereits 55 polnische Familien angesiedelt. Der Bürgermeister hat für einen kostenlosen Deutschkurs gesorgt, der von der Europäischen Union gefördert wird. Von den Möglichkeiten, die unsere Zeiten eröffnen, von Vorteilen für beide Seiten und von der neuen Qualität der deutsch-polnischen Nachbarschaft, von Schwierigkeiten und antipolnischen Vorkommnissen erzählt in ihrer Reportage Monika Mazanek-Wilczyńska.
Krzysztof Kalukin, TVP Gdańsk
„Jedenaste przykazanie” (Das elfte Gebot)
Die Geschichte der Polin Budzimira Wojtalewicz-Winke. Sie hat im Warschauer Aufstand im Batallion „Zośka” gekämpft und sich in der Untergrundbewegung Solidarność engagiert. Ihr Vater – Feliks Muzyk – wurde in Stutthof erschossen. Die in Danzig geborene Budzimira sah mit Tränen in den Augen und während sie ihrer behinderten Großmutter die Hand hielt, wie ihre geliebte Stadt zu einer Nachkriegsruine wurde. Trotz ihrer Erlebnisse hat Budzimira heute einen deutschen Mann, sie pendeln oft zwischen ihren zwei Wohnorten – Danzig und dem deutschen Atzelgift.
Elżbieta Biś und Bartosz Dudek, TVP Szczecin
„Między Odrą a Renem“ (Zwischen Oder und Rhein)
Ein Sendungszyklus zu gemeinsamen Themen Polens und Deutschlands. Diese Folge behandelt mehrere Themen, unter anderem berichtet sie von dem Westfalen Siegmund Dransfeld – einem Deutschen, der von einem polnischen Dorf zum Bürgermeister gewählt wurde – und dem Musiker Marek Janowski, einem Polen, der zuerst nach Deutschland zog, und dann in Frankreich und in dem Dorf Blankensee, in dem sowohl Polen als auch Deutsche Leben, Karriere gemacht hat. Über die Zusammenarbeit von zwei Völkern, über die polnischen Ehefrauen von deutschen Bauern und über Anträge bei der Europäischen Union – eine Reportage von Elżbieta Biś und Bartosz Dudek.
Deutschland:
Martin Schöne und Tobias Gohlis, ZDF-Infokanal
„Crime time: Marek Krajewski – Tod in Breslau“
Marek Krajewski ist einer der wenigen polnischen Krimiautoren, die bisher ins Deutsche übersetzt wurden. Sein Roman über den deutschen Kriminalrat Eberhard Mock spielt nicht im heutigen Wrocław, sondern in Breslau in den Jahren 1910-1945. Das Buch zeigt die Gesichter der Stadt in der Zwischenkriegszeit und ihre Geschichte während des Zweiten Weltkrieges. Krajewski operiert mit großer Genauigkeit mit den polnischen und deutschen Straßennamen. Der Leser begibt sich auf eine ferne sentimentale Reise. Über die Befreiung der Stadt durch die Rote Armee, darüber, wie tausende Deutsche die Stadt verließen, aber auch über das Streben nach Gerechtigkeit – ein Gespräch mit dem Autor des Romans.
Antonia Schmidt und Wioletta Weiß, rbb
„Das Wunder von Swiebodzin”
„Ich habe von Gott drei Geschenke erhalten, drei Berufungen. Zum Priestertum, zum Bau einer Kirche und zum Bau eines Denkmals für Christus den König“, sagt Pastor Sylwester Zawadzki. Die Reportage konzentriert sich vor allem auf die dritte „Berufung“ und zeigt die Kulissen der Entstehung des riesigen Jesus-Denkmals in Świebodzin. Mit der Unterstützung der Stadt konnte dieses Objekt zum Magnet für Touristen und Pilger werden, die die kaum 70 Kilometer von Frankfurt Oder entfernte Stadt besuchen. Heute kann noch niemand sagen, auf wieviel sich die Kosten des Projektes belaufen werden, doch die Bewohner von Świebodzin, die sich als katholische Gemeinschaft definieren, freuen sich über die große Investition.
Adrian Bartocha, rbb
„Zu Gast bei unseren polnischen Nachbarn – Der Alltag in Grenznähe acht Monate nach Schengen“
Mit Polens Beitritt zum Schengener Abkommen beginnt ein neuer Zeitabschnitt in der Geschichte Polens und Deutschlands. Die Grenzregion hat dadurch viel gewonnen. Die Reportage zeigt Polen aus der Perspektive der Deutschen, die ihre östlichen Nachbarn nun aus vielen neuen Gründen besuchen. Sie haben den Geschmack (und den Preis) der polnischen Küche entdeckt – haben Bigos, Piroggen und polnisches Fleisch lieben gelernt. Sie reiten gern durch die polnischen Wälder und arbeiten mit den Polen zusammen, woraus sie viel Nutzen ziehen. Polen an der Grenzregion aus der Sicht der Deutschen, sprich wie sich die deutsch-polnischen Beziehungen acht Monate nach der Aufhebung der Grenzen gestalten.