„Das klingt effektvoll, aber ist es auch effektiv?“ – Über mobilen Journalismus.

Alexander Koenitz, Fot. Hans Scherhaufer

Zu Beginn zitierte Marcin Radomski vom Verband Polnischer Filmemacher den Autor Nicholas Carr: „Stell dir eine Verbindung aus Zeitung, Fernsehen, Briefkasten, Bibliothek und Party vor, an der alle deine Bekannten teilnehmen. Das ist das Smartphone – kein Wunder, dass man sich davon nicht lösen kann.“ Carr zeigte damit, was für ein multifunktionales Gerät das Telefon des 21. Jahrhunderts ist. Es war dieses Gerät, das die Ära des sogenannten „backpack journalism“ beendete, der voraussetzte, dass ein Journalist immer eine Ausrüstung, einen Apparat, einen Laptop mit einem Editierungsprogramm, ein Diktiergerät usw. bei sich hatte. Es war nicht leicht, das alles zu transportieren. Smartphones sind heute tragbare newsrooms, die in sich nicht nur alle notwendigen Funktionen in handlicher Form vereinigen, sondern dem User die Möglichkeit geben, Spezial-Apps zu nutzen.

Radomski sagte, er halte die Verbreitung von Smartphones und vom Internet für die dritte mediale Revolution nach der Markteinführung der 35mm-Kleinbildkamera im Jahr 1925 und der Entwicklung des Fernsehens ab 1953. Erstere ermöglichte es Journalisten, ihre schwere Ausrüstung im Studio zu lassen und auf die Straße zu gehen. Die zweite nahm die Studio-Ausstattung in Form großer Fernsehkameras mit nach draußen, und ermöglichte beispielsweise die Berichterstattung über wichtige historische Ereignisse. Heutzutage ist der Zugang zu Informationen über die Welt praktisch unbegrenzt.

Radomski unterstrich jedoch, dass die Technologie niemandem gegenüber gänzlich gleichgültig bleibt. Nutzt man sie, hat das Konsequenzen. „Das bist nicht du. Handys sind so gebaut, dass sie süchtig machen“ (original: „It's not you. Phones are designed to be addicting.“) – so der Titel einer Kampagne des Moderators auf YouTube. Er erklärt dort, dass große Konzerne in Silicon Valley, wie beispielsweise Google, an ihren Konsumenten Studien ihrer Produkte vornehmen und durch Veränderungen des Designs von Icons oder durch Farbstärken von Werbung die Zufriedenheit ihrer Konsumenten prüfen, wobei sie versuchen, das Ausmaß, in dem eine App ihre User beschäftigt, zu erweitern.

Der zweite Moderator, Alexander Koenitz, der sich mit Marketing im Bereich digital befasst, konzentrierte sich auf die Rolle, die YouTube in unserem Leben spielt. Er sagte, YouTube sei gleich nach Facebook, das in Deutschland beliebteste Medium ist. Derzeit sei dieses Medium so weit entwickelt, dass es keine Möglichkeiten gebe, in Deutschland neue Abnehmer zu gewinnen. Deshalb habe seine anfängliche Funktion, nämlich das Verbreiten von audiovisuellem Amateurmaterial, der Veröffentlichung von Inhalten mit hoher Qualität zum Zwecke des Geldverdienens, Platz gemacht.

 

Der Moderator gab Hinweise, wie man auf YouTube erfolgreich wird: Man müsse die Algorithmen kennen, Sponsoring und Querfinanzierung nutzen (das ist nichts anderes als von einer Gruppe Menschen, die Fans des jeweiligen Kanals sind, unterstützt zu werden). Koenitz sagte, es sei nicht leicht, auf YouTube Geld zu verdienen. Die Algorithmen, die berechnen, wie viel Zeit die User einem Inhalt widmen, und in welcher Minute sie ausschalten, wirkten sich mit gnadenloser Präzision auf die Anzeigenmenge aus. Und somit auch auf das Geldverdienen.

Zum Schluss sprach der Moderator davon, dass YouTube eine schwierige Plattform für audiovisuelle Journalisten sei. Der Algorithmus, der von diesem Medium angewendet werde, wirke sich nicht positiv auf die journalistische Unabhängigkeit aus, weil er die Redaktionen dazu zwinge, Inhalte mit einem entsprechenden Charakter zu erstellen, die dann von YouTube auf natürliche Weise gepusht werden.

Der Workshop endete mit einer Diskussion, in der unter anderem über die praktische Anwendung von YouTube zu journalistischen Zwecken gesprochen wurde, aber auch von Promotion-Zwecken. Denn trotz vieler Nachteile kann dieses Tool viele Vorteile bringen. Vorausgesetzt man benutzt es durchdacht und gekonnt.

 

Junge Redaktion der SdpZ Emilia Bromber und Joanna Bakoń