Moderiert wurde die Veranstaltung von Roman Nuck, MDR Landesfunkhaus-Korrespondent und Chefredakteur des TV-Magazins MDR Sachsenspiegel, der über grenzüberschreitende Projekte sowie aus Tschechien und Polen berichtet, und Peggy Wolter, Journalistin bei MDR Sachsen und Das Sachsenradio, Mitgestalterin und Moderatorin der Sendungen „Guten Morgen Sachsen“ und „Mensch Nachbar“. Da sie in der Nähe der Grenze aufgewachsen ist, liegen ihr die Grenzthemen sehr am Herzen. Sie ist viel unterwegs, auch in Regionen Polens wie Masuren und Kujawien. Und so beschreibt Roman Nuck die Mission des MDR Görlitz: gemeinsam mit anderen Journalisten die Informationsvermittlung zu intensivieren und dadurch das gegenseitige Verständnis für unseren Nachbarn zu vertiefen.

Das Studio funktioniert bereits seit einem halben Jahr in diesem Format, und seit einigen Wochen in einem modernisierten Zustand. Die Journalisten arbeiten intensiv zusammen und produzieren Sendungen für beide Sender: vor Ort oder im Feld. In ihren Beiträgen werden historische, politische und aktuelle Themen behandelt. Sie überlegen, wie sie die Begegnung von Nachbarn unterstützen und einen Raum für den Dialog schaffen können. Besonderes Gewicht legen sie auf die Zusammenarbeit zwischen Polen, Deutschland und der Tschechischen Republik. Die Sendung „Mensch Nachbar“ findet bei den Zuschauern großen Anklang und wird aus drei Städten in verschiedenen Ländern ausgestrahlt. Auch für Osteuropa-Interessierte ist der MDR eine wichtige Adresse: Man berichtet hier über die Situation in der Ukraine, unterstützt Blogger, die in diesem Teil des Kontinents aktiv sind, und ist ständig bemüht, ihren Kreis zu erweitern.

Das Görlitzer Studio ist zweisprachig. Der Sender ist sehr wichtig für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk MDR, der von Leipzig aus berichtet. Journalisten haben die Möglichkeit, Material für beide Seiten zu erstellen, zur Neugierde beizutragen und Vorurteile abzubauen. An letzteren mangelt es leider auf beiden Seiten nicht: Es gibt Beispiele für antideutsche Propaganda in Polen und es gibt auch Deutsche, die sich den Polen überlegen fühlen. Vor allem aber versucht der Radiosender zu informieren. Oft werden Fragen von Zuhörern gestellt, z. B. darüber, wie es für einen Ausländer ist, in Wrocław zu studieren. Die Mitarbeiter der Radiostation kennen die Probleme des Grenzgebiets - zum Beispiel die Tatsache, dass der Zug in Zgorzelec nur auf der polnischen Seite hält und man umsteigen muss, um auf die deutsche Seite zu gelangen. Die MDR-Studiojournalisten Josefine Bauer und Nils Werner produzierten eine Reportage über die Besonderheiten der deutsch-polnischen Stadt Görlitz, die in der Kategorie „Journalismus in der Grenzregion“ nominiert wurde.

Im Rahmen des Workshops wurde ein Werbe- und Informationsfilm vorgeführt, der zeigt, wie der MDR funktioniert und Menschen zusammenbringt. Ein großer Teil davon wurde vor einem Jahr gedreht, als die Grenzen wegen der Pandemie geschlossen wurden, aber der Radiosender ist weiterhin grenzüberschreitend tätig. Der Workshop bot die Gelegenheit, sich auszutauschen, Fragen zu stellen und Geschichten zu hören, die die Aktivitäten und Ziele des Radiosenders näher brachten.

„Man muss nach Möglichkeiten suchen, wo man sich wirklich wiederfindet [...]. Wir können über Sport, über polnische Fremdwörter deutschen Ursprungs sprechen", betonte Peggy Wolter und fügte hinzu, dass man bei der Suche nach einer deutsch-polnischen Brücke nicht nur über den Tourismus reden müsse.

Ohne Zweifel ist das binationale Studio ein außergewöhnliches Projekt, eine seltene und gesellschaftlich relevante Idee, die wesentlich zur besseren Verständigung zwischen Nachbarn beitragen kann.

 

Marta Jednorałek