Gala des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreises 2016 / Fot. Hans Scherhaufer
Den ersten Preis in der Kategorie Print erhielt Emilia Smechowski, die Autorin des Textes „Ich bin wer, den du nicht siehst“, der in der TAZ am Wochenende erschienen war. In der Kategorie Hörfunk gewann die Sendung „New York New York oder Neues aus der alten Heimat“ von Tilla Fuchs, gesendet vom SR2 Kulturradio. Ausgezeichnet wurde auch der Film „Dotknięcie anioła“ von Marek Tomasz Pawłowski und Małgorzata Walczak (Redakcja Form Dokumentalnych TVP und WDR PG Dokumentation). Die Jury vergab außerdem bereits zum dritten Mal den Sonderpreis in der Kategorie „Journalismus in der Grenzregion“, der vom Freistaat Sachsen gestiftet wird. Die Auszeichnung erhielten Kinga Wołoszyn-Kowanda und Krzysztof Czajka für ihre Sendung im Rahmen des Programmes „Kowalski und Schmidt“ (TVP Wrocław und RBB).
Eine enorme Verantwortung
„Journalisten sind Brückenbauer“, sagte während der feierlichen Gala zur Preisverleihung Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen. „Die diesjährigen Deutsch-Polnischen Medientage finden unter dem Motto ‚Europa am Scheideweg‘ statt. Journalisten und freie Medien spielen eine sehr große Rolle bei der Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen in diesen für unseren Kontinent schwierigen Zeiten. Das ist eine enorme Verantwortung“, warnte er.
Schluss mit den Treffen
Die preisgekrönten Autoren erzählten während der Gala, wovon sie sich zu ihren Beitrag inspirieren lassen haben, und wie sie die Geschichte und die Protagonisten gefunden haben. „Ideen gibt es massenhaft“, sagte Kinga Wołoszyn-Kowanda während der Gala. „Jetzt gibt es sogar noch mehr als sonst. In diesem Jahr haben wir schließlich den 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags. Das ist sehr inspirierend. Wir wissen noch nicht genau, wie wir das alles anpacken“, sagte die Preisträgerin in der Kategorie „Journalismus in der Grenzregion“. Die Macher der Sendung „Kowalski und Schmidt“ sagten auch einige Worte zur Entstehung ihres Beitrages. „Die Ideengeberin für die Sendung war die deutsche Journalistin Geri Nasarski, die als Fernsehkorrespondentin in Warschau war. Ihr war aufgefallen, dass Polen und Deutsche eigentlich überhaupt nichts übereinander wissen“, so Krzysztof Czajka.
Ursprünglich hatte die Sendung „Kowalski trifft Schmidt“ geheißen, später wurde der Titel geändert. „Schluss mit den Treffen, jetzt sind wir zusammen“, sagte Czajka.
Man muss zurückschauen
Emilia Smechowski sprach davon, dass sie sich in ihrem Text sehr oft auf ihre Vergangenheit bezog. „Die Geschichte meiner Eltern verbinde ich mit der aktuellen Situation der Flüchtlinge. Dank dessen verstehe ich zum Beispiel die Flucht mit Kindern. Kinder sind eine enorme Motivation“, so Smechowski.
Auch Tilla Fuchs, die Preisträgerin in der Kategorie Hörfunk bezog sich in ihrer Aussage auf die Einwanderungskrise. Die Flut der Flüchtlinge, die nach Europa kommen, sei jedoch nicht der direkte Impuls zu ihrer Sendung gewesen. „Ich suche einfach immer nach Ähnlichkeiten. Man kann nicht von der Gegenwart sprechen ohne sich auf das zu beziehen, was früher war“, sagte Fuchs.
Die Koautorin des Filmes „Dotknięcie anioła“ zeigte, auf welche Weise die Diskussion zu kontroversen Themen geführt werden muss, beispielsweise über die antisemitische Haltung von Polen während der deutschen Besatzungszeit. „Es muss vor allem aufmerksam miteinander gesprochen werden. In dem Film zeigen wir unterschiedliche Haltungen der Polen gegenüber Juden. Wenn wir Zeit und Aufmerksamkeit dafür aufbringen, zu erkennen, welche dieser Haltungen dominierten, stellt sich heraus, dass das allgemeine Bild für die Polen positiv ausfällt. Und auf diese Weise verhindern wir Konflikte“, begründete Walczak.
Der Deutsch-Polnische Journalistenpreis wird seit 1997 vergeben. Seit dem Jahr 2013 wurde dem Preis zu Ehren der journalistischen Aktivität von Tadeusz Mazowiecki der Name des Politikers beigefügt, dessen journalistische Arbeit zur Festigung der bürgerlichen Grundlagen in Polen beigetragen hat. Jedes Jahr zeichnet die Jury Beiträge aus, die solide über das Nachbarland informieren und das Alltagsleben sowie seine Probleme darstellen, mit denen sich die Einwohner herumschlagen. Die ausgezeichneten Beiträge sollten das Wissen der Bürger in Polen und Deutschland übereinander erweitern und das Verständnis und den Dialog gestalten.
Zum diesjährigen Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis wurden 116 Beiträge eingereicht – 54 aus Polen und 62 aus Deutschland.
Stifter des Preises in den vier Kategorien sind die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Robert Bosch Stiftung, die drei Bundesländer Mecklenburg Vorpommern, Brandenburg und der Freistaat Sachsen sowie die drei Woiwodschaften Westpommern, Lubuskie und Niederschlesien.