Fot. Hans Scherhaufer
Die Teilnehmer des Workshops „Die Diversifizierung der Energiequellen in Europa – deutsche und polnische Interessen“, der im Rahmen der 10. Deutsch-Polnischen Medientage stattfand, versuchten eine Antwort auf die Frage nach Schnittstellen beider Länder im Kontext der Energiepolitik der Europäischen Union und der Entwicklung neuer Energiequellen zu finden.
„Im 21. Jahrhundert, wo jeder Staat in Europa in der Europäischen Union ist oder eng mit ihr zusammenarbeitet, müssen Lösungen unterstützt werden, die es gestatten, dass die einzelnen Energiepolitiken dieser Länder Teil der internationalen Politik werden, welche sich wiederum in die Weltsituation einpassen muss.“ Mit diesen Worten eröffnete Michał Jarczyński, Vorstandsmitglied der Lebuser Gesellschaft für die Entwicklung von Energiewirtschaft, die Diskussion.
Den Diskussionsteilnehmern fiel es nicht leicht, gemeinsame Bereiche für die Zusammenarbeit beider Staaten bezüglich der Energiesicherheit zu benennen. Im Falle Polens sei es das Hauptziel, in erster Linie die bereits existierenden Energierohstoffe effizient zu nutzen, das heißt Braunkohle und Steinkohle. Professor Marian Miłek von der Staatlichen Berufshochschule in Sulechów sagte, Kohle sei weiterhin die Zukunft der Energiewirtschaft. Er verwies außerdem auf die Position der Gemeinschaft im Vergleich zum Rest der Welt. „Die Europäische Union gerät in der Weltkonkurrenz unter anderem durch den Fernen Osten wegen ihrer hohen Energiepreise ins Hintertreffen. In Indien sind die Kosten für eine Tonne Kohle nicht höher als 4 Dollar, während sie in Polen bereits bei 100 Dollar liegen. Indien will seine Energiepolitik auf Kohle aufbauen. Die geringeren Kosten dieser Energie beeinflussen Indiens Position auf den Weltmärkten.“
Die Diskussionsteilnehmer waren sich darin einig, dass Deutschland besser als das übrige Europa mit der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen vorankommt. Die Arbeit der deutschen Energiepolitik konzentriere sich auf diesen Bereich. Derzeit liege der Kohleanteil bei nicht mehr als 25 Prozent. Professor Felix Müsgens von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, sprach davon, dass Deutschland auch darüber nachdenkt, den Anteil von Energie, die aus Erdgas gewonnen wird, zu erhöhen. „Es wird weiterhin über zusätzliche Gaspipelines diskutiert“, sagte er.
Ein gemeinsamer Bereich, an dem beide Länder im Kontext der Energiesicherheit arbeiten sollten, sei die Verbesserung der Effizienz der genutzten Energie und die Art ihrer Lagerung. Jarczyński sagte, wichtiger sei es, Energie zu sparen, statt nach neuen Energiequellen zu suchen. Professor Miłek sah dies anders. Ziel einer gemeinsamen Energiepolitik für die Zukunft seien erneuerbare Energien. „Derzeit bezieht die Europäische Union 60 Prozent ihrer Primärenergie aus dem Westen“, sagte er. Im Interesse der Gemeinschaft liege auch die Streuung von erneuerbaren Energiequellen.
Gibt es trotz der Diskrepanzen bezüglich der Energiequellen, die in den EU-Ländern genutzt werden, die Möglichkeit, in der Energiesicherheit gemeinsame Bereiche zu finden? Professor Felix Müsgens bejaht dies. „Es bleibt die Frage, ob wir eine gemeinsame Politik wollen. Wir müssen klären, was auf der Landesebene und was auf der internationalen Ebene vereinbart werden soll“, so Müsgens.
Der Bericht wurde durch die Vertreterin der Jungen Redaktion der SdpZ Ewa Dziardziel vorbereitet.