Es sei nicht möglich, dass sich die Medienwelt und die Welt der Politik nicht berühren, sagte Peter Frey, Chefredakteur des ZDF. „Die Medien müssen an denen, über die sie schreiben, nah dran sein, unter anderem an Politikern, Unternehmern und Würdenträgern der Kirche. Die Frage ist, ob ein Journalist tiefgründig genug ist, die Wahrheit eines Pressesprechers von der Wahrheit zum Beispiel eines Forschungsinstitutes zu unterscheiden.“
Sławomir Sieradzki, Vertreter des Polnischen Radios für das Ausland, war sich darin mit Peter Frey einig. Politiker hätten es immer probiert und würden es weiter probieren, die Medien zu beeinflussen. „In welchem Maße ihnen das gelingt, hängt von dem Rückgrat der Journalisten ab“, so Sieradzki. Dieses Rückgrat sei nicht immer stark genug. Piotr Gursztyn, Direktor des Fernsehsenders TVP Historia, sagte, dass statt für die Solidität von Berichterstattung einzustehen, viele Journalisten Medienstars geworden seien. Schuld daran seien die sozialen Medien: „Nach Jahren didaktischer Sendungen, können nun die Zuschauer selbst Journalisten werden, allerdings im Internet. Dadurch heizen sie die Diskussionen in Foren an und ziehen Journalisten hinein.“
„Wie soll man mit dieser Situation zurechtkommen?“, fragte die Moderatorin Weronika Priesmeyer-Tkocz.
„Manchmal greifen die polnischen Medien zur Zensur“, gab Sieradzki ungern zu. Die Polen bemühten sich, sich an deutschen, an den besten Mustern auszurichten.
Das Problem des politischen Drucks auf Journalisten betreffe weniger die regionalen Medien, so Elke Haferburg. Die Direktorin des Regionalsenders NDR in Mecklenburg-Vorpommern wies darauf hin, dass die regionalen Medien nah dran seien am Hörer und an den lokalen Problemen. Doch auch hier treten Konflikte auf. „Die Menschen mögen den Begriff ‚Lügen-Presse‘. Doch interessanterweise nehmen sie alles, was sie im Internet lesen, für bare Münze.“
Das Problem des Vertrauens zu den Medien und die Überbewertung der Rolle des Internets sind anhand des ZDF zu sehen. In der Diskussion darüber bezogen sich die Podiumsteilnehmer auf die Silvesternacht in Köln. Das Fernsehen hatte ein paar Tage lang die Information über die Übergriffe auf deutsche Frauen zurückgehalten. Die Internetuser kamen schnell zu dem Schluss, dass sich die Medien unter dem Einfluss der Regierung gefürchtet hatten, die Meldungen zu bestätigen. Peter Frey stellte dies richtig: „Die Polizei trug Informationen zusammen und brauchte vier Tage, um die Pressekonferenz zu organisieren. Und am fünften Tag kam es zu einer Flut an Anzeigen. Wir wollten das wirklich nicht unter den Teppich kehren. Doch das Schweigen hatte Konsequenzen und wir gaben zu, dass wir einen Fehler gemacht hatten.“
Frey hob auch die Rolle des Zugangs des Publikums zu internationalen Medien und – noch einmal – zu sozialen Medien hervor. Eine zurückgehaltene Information räche sich schnell, denn die Zuschauer stießen über BBC oder CNN sowieso darauf.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich darüber einig, dass die Politik und die sozialen Medien nicht alles sind. Auch die Geschichte spiele eine Rolle und sei für viele Zuschauer sehr wichtig. Dieses starke Interesse an der Vergangenheit sei in beiden Ländern zu sehen, in Polen und in Deutschland. Themensender wie TVP Historia erleben eine Blütezeit. Was kann man auf diesen Sendern lernen? Schließlich gibt es nicht DIE historische Wahrheit. Deshalb ist der Pluralismus bei dem gezeigten Material so wichtig. „Wir sind zum Beispiel stolz auf unsere Sendungen über den Holocaust. Wir haben neun Folgen mit jeweils 45minütiger Länge gezeigt. Das war eine internationale Kooperation“, sagte Frey.