Gleich zwei neue Magazine gibt es auf dem polnischen Medienmarkt: W Sieci (dt. Im Netz) und Do Rzeczy (dt. Zur Sache). Aus den konservativen Blättern Rzeczpospolita und Uważam Rze bekannte Journalisten formatieren sich neu und gründen eigene Medien.

Die Verkaufszahlen der ersten vier Ausgaben des neuen Wochenmagazins W Sieci soll laut dem herausgebenden Verlag Fratria 120.000 Exemplare überstiegen haben. Der Titel ist am 26. November erstmals erschienen und kostet 3,90 Złoty. Die erste Ausgabe hatte eine Auflage von 150.000 Exemplaren, jedoch mussten schnell 40.000 Stück nachgedruckt werden. Inzwischen liege die Auflage nach Angaben des Verlages bei 250.000 Exemplaren. W Sieci ist ein konservatives Wochenmagazin, Chefredakteur ist Jacek Karnowski, der bis November 2012 noch für das Magazin Uważam Rze geschrieben hatte.

Seit dem 25. Januar 2013 ist nun auch die erste Ausgabe des konservativ-liberalen Wochenmagazins Do Rzeczy mit einer Auflage von 200.000 Exemplaren im Handel. Es kostet 3,95 Złoty (etwa 1 Euro). Auf dem Cover dieser ersten Ausgabe sind Porträts von fünf Journalisten zu sehen, die unter anderem bekannt sind als ehemalige Autoren von Rzeczpospolita und Uważam Rze*: Paweł Lisicki (Chefredakteur; ehemaliger Chefredakteur von Rzeczpospolita; stand auch hinter dem Erfolg von Uważam Rze), Rafał Ziemkiewicz, Bronisław Wildstein, Waldemar Łysiak und Piotr Semka. Der Titel der Ausgabe lautet (frei übersetzt): Wir sind wieder da. Lediglich ein Redaktionsmitglied arbeitet parallel für W Sieci. Do Rzeczy ist 100 Seiten dick, davon sind 3,5 Seiten mit Werbung gefüllt. Gleichzeitig bekommt jeder, der sich auf der Internetseite des Magazins registriert, eine Sonderausgabe in elektronischer Form kostenlos. Sie wurde bereits mehrere tausend Mal bestellt.
Aber der Titel des Magazins scheint nicht überlegt gewählt: Do Rzeczy gab es bereits in den Jahren 1977-80 und es war dies ein regimetreues Medium, wie alle damals vom Verlag Prasa Książka Ruch herausgegebenen Medien. Die Namensgebung ist offensichtlich übereilt und ohne Recherche vorgenommen worden, denn wohl kaum wollen sich die Gründer in der Tradition der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei sehen.

Bleibt abzuwarten, ob eine solche Menge an konservativ ausgerichteten Titeln auf dem polnischen Medienmarkt entsprechend viele Abnehmer findet.


*Ein Artikel in Rzeczpospolita über die Flugzeugkatastrophe in Smolensk hatte im Oktober 2012 angedeutet, dass auf dem verunglückten Flugzeug Sprengstoffspuren gefunden worden waren, und dass somit das Unglück durch einen Anschlag, genauer durch die Explosion einer Bombe verursacht wurde. Daraufhin wurde der Autor Cezary Gmyz vom Verlag Presspublica entlassen.

Nachdem dann der Chefredakteur Paweł Lisicki von Uważam Rze Ende November 2012 angeblich aufgrund eines Interviews, in dem er den Verlagschef Grzegorz Hajdarowicz kritisiert hatte, entlassen worden war, verließen aus Solidarität um die 30 Mitarbeiter die Redaktion, die somit neu besetzt werden musste.



Erstellt: 29.01.2013
Quellen: wirtualnemedia.pl, wyborcza.pl