Frame ist nicht gleich Frame

Karol Franczak, Fot. Hans Scherhaufer

„Fast jede Meldung, mit der wir als Leser oder Zuschauer zu tun haben, ist in bestimmte Rahmen gefasst. Diese sind ein bestimmtes Interpretationsschema, das es ermöglicht, die Geschehnisse zu lokalisieren und zu benennen“, erklärte im ersten Teil des Workshops Dr. Karol Franczak, Soziologe im Forschungsbereich Soziale Kommunikation am Institut für Soziologie der Universität Łódź. Allein der Prozess des Framings zeige, dass man dieselben Elemente einer beschriebenen Wirklichkeit unterschiedlich interpretieren kann, je nachdem, welche von ihnen hervorgehoben werden.

Wie sich herausstellt, ist dies weder ein neues noch ein seltenes Phänomen. Frames, also Rahmen, werden von vielen Interessensgruppen genutzt: von Politikern, von sozialen Bewegungen, von Journalisten. Versteht man diese Rahmen, hat man eine Reihe von Argumenten, die es einem erleichtern, sich von dominierenden Mustern bei der Definition von sozialen Problemen oder moralischen Urteilen zu distanzieren.

„Die Analyse von Framings ermöglicht die vielseitige Analyse einer Botschaft“, ergänzte Franczak. Der Moderator versuchte nicht nur davon zu überzeugen, dass die Analyse von Framing gesellschaftlich sinnvoll ist, sondern zeigte auch, worin dieses Phänomen in der Praxis besteht.

Im zweiten Teil des Workshops hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Gelegenheit, sich mit Beiträgen polnischer Publizisten auseinanderzusetzen, die über die Tätigkeit neuer rechtsgerichteter politischer Kreise in Deutschland schreiben: über die Pegida-Bewegung und die AfD. Auf der Grundlage des bereits erworbenen Wissens versuchten sie, die von den Autoren der Artikel angewendeten Interpretationsschemata, das heißt die Rahmen, zu erkennen.

Abgeschlossen wurde der Workshop mit einer Diskussion des Publikums über den Einsatz von Rahmenanalysen bei der journalistischen Arbeit. Karol Franczak warnte vor damit verbundenen Gefahren.

„Ein Publizist kann sich unbewusst an bestimmte Trends halten und bereits existierende Schemata nutzen. Wer von der Finanzkrise spricht und die Formulierung »bankster« oder »faule, gierige Griechen« verwendet, macht einen Zuschreibungsfehler, das heißt er schreibt jemandem bestimmte Eigenschaften zu, oft mit einer gewissen Naivität.“

Eine Gefahr, die mit dem Framing zusammenhängt, sei auch der Gruppismus, so der Moderator. „Identitäten sind komplex, und die Verengung von Interpretationsmöglichkeiten führt zur ständigen Nachbildung und Vorhersehbarkeit von Diskussionen“, warnte er.

Klaudia Wackerman

(aus dem Polnischen von Antje Ritter-Miller)