In 104 Ländern der Welt ist es Frauen immer noch nicht gestattet, bestimmte Berufe auszuüben, und das Gesetz schützt sie auch nicht vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Nur 28% der Mitglieder des polnischen und 34% der Mitglieder des deutschen Parlaments sind Frauen. Ähnlich sieht es bei den Ressourcen aus, denn nur 20% der Frauen in der Welt besitzen Immobilien.

In der Debatte warf Małgorzata Kopka-Piątek - Direktorin des Europaprogramms am Institut für Öffentliche Angelegenheiten - die Frage nach einer feministischen Außenpolitik auf, die sich am Prinzip der „drei Rs“ orientiert, d.h. rights (Rechte), representation (Vertretung) und resources (Ressourcen).  Wie die Diskutantin sagte, geht es darum, diese Themen im Sinne des Feminismus zu verändern, der Frauen in Bereiche einbezieht, von denen sie bisher ausgeschlossen waren. Die Außenpolitik sollte deswegen zivilgesellschaftlich ausgerichtet werden und die Interessen von Frauen und Männern berücksichtigen.

Kopka-Piątek betonte jedoch, dass ein weiteres „R“ hinzugefügt werden muss – reality (Realität). Nur wenn wir das Umfeld berücksichtigen, in dem wir uns befinden, mit wem wir sprechen und was die Meinungen bestimmt, mit denen wir uns auseinandersetzen, können wir den Feminismus einem größeren Teil der Gesellschaft näher bringen.

Magdalena Kicińska – Chefredakteurin von „Pismo. Magazyn Opinii“ – fügte hinzu, dass es immer noch nicht genug Frauen in den Medien gibt. Obwohl die polnischen Frauen 52% der Gesellschaft ausmachen, werden sie immer noch wie eine Minderheit behandelt und – was noch schlimmer ist – sie behandeln sich selbst wie eine Minderheit. Den Grund dafür nannte Johanna Lemke, Redakteurin bei der Sächsischen Zeitung, in ihrem Bericht. Als sie zu einem Interview mit einem Schauspieler in ein Restaurant kam, wurde sie gefragt: Schicken sie jetzt weibliche Praktikanten zu Interviews? Man kann also sehen, dass der Glaube, dass Frauen in den Medien nichts zu sagen haben, immer noch weit verbreitet ist.

Kicińska bezog sich auf eine Studie aus dem Jahr 2009, in der sie die wichtigsten Nachrichtensendungen in Polen analysierte. Es stellte sich heraus, dass nur 8% der Vortragenden Frauen waren. Seit dreizehn Jahren hat sich nicht viel geändert. Im Jahr 2020 war der Prozentsatz aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichts, das das Recht der Frauen auf Abtreibung aufhob, drei Wochen lang auf 46 gestiegen. Die Einladung von Frauen zu Debatten, der Boykott von Podiumsdiskussionen mit ausschließlich männlichen Teilnehmern und der Einsatz weiblicher Experten sind nur einige der Möglichkeiten, die Beteiligung von Frauen in den Medien zu erhöhen.

Abschließend kamen die Rednerinnen zu dem Schluss, dass die Nennung von Zahlen hilft, das Ausmaß des Problems zu verdeutlichen, und dass die Geschichten einzelner Frauen im Gedächtnis bleiben und andere dazu inspirieren, sich für Feminismus einzusetzen.

 

Klaudia Mirczak

Piotr Jurczyński