Fot. Hans Scherhaufer
Mit dieser Debatte gingen die 11. Deutsch-Polnischen Medientage zuende. Thematisch dominierten hier die Umformung der Kommunikation zwischen Medien und Abnehmern, die Digitalisierung und die Digitalisierung von analogen Trägern, die Hassrede im Internet und die journalistische Ethik. An der Diskussion nahmen teil: Andrzej Godlewski, Dozent an der SWPS (Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften in Warschau) und ehemaliger Vizedirektor des Polnischen Fernsehsenders TVP1; Klara Geywitz, Abgeordnete im Landtag von Brandenburg für die SPD; der Blogger Stefan Krabbes; Lea Mock, stellvertretende Regierungssprecherin des Freistaates Sachsen, und Gabriela Wiatr, Pressesprecherin der Woiwodschaft Westpommern. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gemma Pörzgen, einer unabhängigen Journalistin, die sich mit Osteuropa befasst.
Es wurde über die Veränderungen gesprochen, die die Smartphone-Revolution im Arbeitsalltag von Journalisten hervorgerufen hat. Lea Mock sagte, der Fortschritt habe zu einer schnelleren Verbreitung von Informationen in traditionellen Medien und im Internet geführt. „Heute ist jeder Tweet eine Presseinformation, die vielleicht später in der Zeitung landen kann“, sagte Klara Geywitz. Eine enorme Herausforderung für Pressesprecher sei es, bei den Aussagen von Politikern hinterherzukommen und sie zu kontrollieren.
Stefan Krabbes bezog sich auf den Status von Journalisten in der Welt der Informationen. Eine Bedrohung könnten Blogger und User von sozialen Medien sein, die News im Internetraum schneller verbreiten. In diesem Falle gelte keine Berufsethik. Krabbes sagte, die Leichtigkeit der Informationsübermittlung in sozialen Medien sei untrennbar verbunden sei mit der Verantwortung für Sprache. Eine Bedrohung für die Glaubwürdigkeit der Medien sei das Phänomen der fake news.
„Ethische Normen im Beruf des Journalisten spielen eine immer geringere Rolle, beunruhigend ist auch die fehlende Professionalität“, sagte Gabriela Wiatr. Journalisten hätten, so die Pressesprecherin, Bildungslücken, achteten weniger auf Seriosität, dafür immer mehr auf sensationelle Überschriften. Ihrer Meinung nach beeinflusst dies das gesellschaftliche Leben negativ. Andrzej Godlewski sagte, trotz der digitalen Revolution in den Medien seien weiterhin genau die gleichen Kompetenzen unerlässlich, wie in der Epoche der traditionellen Medien.
Wichtige Themen waren der Internetraum, die Desinformation im Netz und auch Hassreden. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass das Internet Personen mit antidemokratischen Ansichten überlassen wird“, sagte Klara Geywitz. Die Aufgabe der Journalisten ist es, auf solche extremen Fälle zu reagieren. Geywitz sei aufgefallen, dass soziale Medien oft genutzt werden von extremen Populisten. Die Massenkommunikation dürfe nicht zu einer Polarisierung der Gesellschaft führen. Soziale Medien sollten dazu beitragen, gegenseitige Vorurteile abzubauen.
"Damit es nicht dazu kommt, dass in der Gesellschaft Desinformationen entstehen, muss man auf die Verfälschung von Fakten, auf aggressive Inhalte und auf sprachliche Manipulationen reagieren“, fügte Lea Mock hinzu. Eine solche Menge an Informationen zu überwachen sei eine Herausforderung, aber unerlässlich angesichts des blitzartigen Tempos, mit dem sich soziale Medien entwickeln. „Facebook ist für mehr als die Hälfte seiner User die Hauptquelle für Informationen, und für 12 Prozent die einzige“, so Gabriele Wiatr.
Das Internet stellt auch eine Plattform zur Verbreitung von Hassrede dar. Kaum fünf Prozent der Internetuser erstellen 50 Prozent solcher Inhalte. Stefan Krabbes sagte, dies seien organisierte Vorgehensweisen, die das Ziel haben, konkrete Personengruppen lächerlich zu machen und zu demütigen. Gabriele Wiatr nannte derartige Unternehmungen Soziotechnik, die dazu führen, dass unbeteiligte Beobachter in das Spiel der Verbreitung von Hass hineingezogen werden. Wird auf solche Inhalte reagiert, gewinnen diese an Reichweite. Andererseits führe Schweigen zu nichts Gutem. „Es ist schwer, Angriffen von Hassrednern, die oft populistisch sind, einen Schritt voraus zu sein“, so Wiatr.
Wie werden die Medien in zehn Jahren aussehen? „Ich hoffe, dass in uns das Bewusstsein stärker wird, dass wir die Wirklichkeit gemeinsam erschaffen, und dass unser Handeln andere Menschen beeinflusst“, sagte Gabriela Wiatr. Andrzej Godlewski betonte, man solle bei der Frage nach der Zukunft des Journalismus nicht daran denken, das zu erhalten, was aktuell existiert, sondern an die Suche nach neuen Lösungen.
Junge Redaktion der SdpZ Paulina Padzik, Iwona Pałczyńska, Maciej Bartoszyk