Fot. Hans Scherhaufer
In diesem Jahr stehen Frauen im Vordergrund. Alle nominierten Beiträge – die Reportage von Bartosz Wieliński und die Radiosendung von Tanja Krüger und Johanna Rubinroth, aber auch die Sendung von Robert Bochenko – konzentrieren sich auf Frauen. Auf Frauen, die auf die verschiedensten Arten in die deutsch-polnischen Beziehungen verwickelt sind.
Eine Sendung deutscher Journalistinnen erzählt die Geschichte über die moralischen Dilemmata einer Mitarbeiterin des polnischen Radios, nachdem am 31. Dezember das neue Mediengesetz in Kraft getreten war. Die Protagonistin selbst beschreibt sich mit den Worten „ich bin Teil dieser einschläfernden Maschinerie“, obwohl sie sich aus dieser unterdrückenden Funktion befreien will. Die Autorinnen geben zu, dass die feministische Aussage der Sendung vollkommen zufällig ist und sie sich mehr für die persönliche Geschichte interessiert haben. Sie versäumen es jedoch nicht hinzuzufügen: „Vielleicht enthält ja jede weibliche Geschichte Kritik daran, wie Männer Politik machen?“
Die Reportage von Bartosz Wieliński von der Gazeta Wyborcza erwies sich als eine interessante Studie der Scham, die mit der Übernahme von Verantwortung für die Gemeinschaft, zu der wir gehören, zusammenhängt. Seine Protagonistinnen sind in Berlin lebende Polinnen, die – gewissermaßen entgegen der in ihrem eigenen Land herrschenden Anti-Einwanderungspolitik – lokalen Flüchtlingen helfen.
In die Wettbewerbskategorie „Journalismus in der Grenzregion“ hatte es unter anderem auch der Beitrag von Robert Bochenko aus der Stettiner Redaktion des Senders Radio Złote Przeboje geschafft. Seine Protagonistin ist Monika Lester, eine Polin, die mit der Absicht an die Westgrenze gezogen ist, beide nationalen Gemeinschaften miteinander zu integrieren. Die Protagonistin will ihr Ziel verwirklichen durch den schrittweisen Abbau von Stereotypen, deren Echo in prosaischen täglichen Tätigkeiten wahrnehmbar ist, beim Heraustragen des Mülls, bei der Organisation eines Grillabends oder bei dem Besuch des Schornsteinfegers.
Der Autor selbst hält fest, dass für die Polen eine ganz eigene Triade aus Sport, Medizin und Politik eine übergeordnete gesellschaftliche Rolle spielt.
Die Gesprächsteilnehmer stimmen darin überein, dass die Unterschiede zwischen den deutschen und polnischen Medien enorm sind. Dies sei auf vielen Ebenen deutlich. In Polen greife man eher zu beispielsweise politischen Kontexten. „Ich kann es mir gar nicht vorstellen, nicht über Politik zu sprechen“, sagt Bartosz Wieliński. „In Polen ist die Politik überall.“ Selbst in einem Gestüt für arabische Pferde.
Die Redner beweisen jedoch, dass die Politisierung in Polen zu einer Stärkung der Bürgergesellschaft und zu einer stärkeren Aktivierung der Frauen geführt hat. Unter anderem weil während der Diskussion so viel über Frauen gesprochen wurde.
Junge Redaktion der SdpZ Joanna Bakoń und Natalia Nigborowicz