Journalismus in der Grenzregion – Utopie oder reales Projekt?

Impuls von Martin Gorholt, Fot. Hans Scherhaufer

Radosław Brodzik, Leiter des Büros für grenzüberschreitende und territoriale europäische Zusammenarbeit im Marschallamt der Woiwodschaft Lubuskie, sagte, man müsse für die Journalisten Gelder bereitstellen, die aus der Europäischen Union fließen. „Ich habe noch nie von Fällen gehört, dass Beamte in die Inhalte von Projekten eingreifen oder sie zensieren“, sagte er. Seiner Meinung nach existieren große Unterschiede in der Vergütung auf beiden Seiten der Grenze. Die Verdienste deutscher Journalisten gestatten es, im Gegensatz zu den Verdiensten der Kollegen und Kolleginnen in Polen, sich zu konzentrieren und mehr Zeit auf das jeweilige Thema zu verwenden.

Im Zusammenhang mit dem Finanzierungsproblem wurde auch die Frage der geringen Zahlen beim Eintreiben von Rundfunkbeiträgen, die bei 9 Prozent liegen, angesprochen.

Die Diskussionsteilnehmer hielten fest, dass es ein Problem mit der Entwicklung einer dauerhaften deutsch-polnischen regionalen Zusammenarbeit der Medien gibt. Ihrer Meinung nach liege dies an dem Einfluss, den die öffentlichen Medien in Polen auf die politischen und personellen Veränderungen haben.

 

Martin Gorholt, Bevollmächtigter des Landes Brandenburg beim Bund und Beauftragter für Internationale Beziehungen, sagte, dass „Journalismus im Grenzgebiet“ eine Wettbewerbskategorie des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises sei, die die Beziehungen zwischen den Nachbarn unterstützen soll. Die Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit sei der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen. Gorholt legte nahe, mit dem Austausch von Material und Bildern zu beginnen, so wie das der MDR und TVP Wrocław tun. Viele Diskussionsteilnehmer sprachen davon, dass die täglichen Kontakte und der Austausch von Studenten und Journalisten beider Staaten wertvoll sind.

Bei der Diskussion, die auch von Holger Luhmann moderiert wurde, wurde die Fernsehsendung „Kowalski & Schmidt“ erwähnt. Die Sendung für Kultur und Gesellschaft wurde von TVP Wrocław und dem RBB als Magazin realisiert. Die Abteilung des Polnischen Fernsehens in Wrocław ist jedoch aus finanziellen Gründen aus dem Projekt ausgestiegen. „Kowalski & Schmidt“ wird nun in Zusammenarbeit vom RBB und der Tageszeitung Gazeta Wyborcza erstellt. Die Sendung erfreut sich eines wachsenden Interesses unter polnischen Zuschauern.

In der Diskussion waren drei Themen von größter Bedeutung: die Finanzierung gemeinsamer Projekte, beim Abnehmer Interesse für diese Projekte zu wecken und die sprachlichen Barrieren. Die Diskussionsteilnehmer kamen zu dem Schluss, dass es bei der gemeinsamen Arbeit oft an einem Gleichgewicht fehlt, weil eine Seite aktiver ist als die andere. Die diskutierenden Journalisten stellten fest, dass seit einigen Jahren die deutsch-polnische Zusammenarbeit anders verläuft, und dass sich die Atmosphäre abgekühlt hat.

Junge Redaktion der SdpZ Maciej Bartoszyk und Emilia Bromber.