Prof. Dr. Stephan Russ-Mohl, Fot. Hans Scherhaufer.
„Die Verkaufszahlen von Tageszeitungen sinken mit jedem Jahr, und Journalismus lohnt sich immer weniger“, sagt Stephan Ruß-Mohl, Professor für Journalismus an der Universität in Lugano, der zu dem Workshop „Money, Money, Money – wie viel verdient man im Journalismus in Deutschland und in Polen?“ als Redner geladen war. Łukasz Grajewski, Redakteur und Stipendiat der Freien Universität in Berlin, teilte diese Meinung und fügte hinzu, dass diese Situation tragische Konsequenzen für die Journalisten habe.
Der deutsche Medienkenner führte einige Gründe dafür an, aber als wichtigsten nannte er den einfachen und kostenlosen Zugang zum Internet. „Die Menschen wollen Informationen bekommen, aber nicht unbedingt dafür bezahlen“, sagte er. Warum ist das so? In dem Moment, da das Internet allgemein zugänglich wurde, begannen die Redaktionen Texte zu publizieren, die auch in der Papierversion der Zeitung erschienen. Auf diese Weise wollten sie Geld für den Vertrieb sparen. Die Werbeeinnahmen aber sicherten die Zahlungsfähigkeit der Redaktionen. „Das hat nicht geklappt, und die Folgen sind in den letzten Jahren zu spüren. Derzeit ist die Konkurrenz auf dem Markt enorm. Auf jeder Internetseite, in jeder Suchmaschine oder in den sozialen Medien trennt uns nur ein Klick von der Werbung“, sagt Ruß-Mohl, und Grajewski fügt hinzu: „Unabhängig davon, über was für ein Budget die Redaktionen auf der ganzen Welt verfügen, kann man nicht behaupten, Journalisten würden viel verdienen.“
Die fortschreitende Digitalisierung hat einen enormen Einfluss auf das, was in den Medien in der ganzen Welt geschieht. Sogenannte fake news, die regelmäßig auftauchen, werden lieber gelesen und kommentiert als glaubwürdige Artikel. Unter anderem Facebook und Twitter besitzen mehrere Millionen falsche Accounts. Und das sind die schnellsten Übermittler von Falschmeldungen. Darüber hinaus bekommen in der Medienlandschaft PR-Agenturen immer größere Bedeutung. Nach Meinung von Stephan Ruß-Mohl ist es in den letzten Jahren zu einem Rollenwechsel gekommen. „PR beginnt, Journalismus zu ersetzen. Deshalb ist es schwer, mit dem seriösen und traditionellen Verfassen von Texten Geld zu verdienen. Das beste Beispiel ist die Einführung des neuen iPhones auf dem Markt. Journalisten brauchen gar nicht darüber schreiben, Werbung ist überflüssig, und trotzdem kaufen es Millionen Menschen.“
Wie kann der Journalismus gerettet werden? Łukasz Grajewski ist der Meinung, dass das System der Internetbezahlung für Pressematerial verbessert werden muss: „Eine beliebte Regelung sind digitale Abonnements, die man zu sehr günstigen Preisen erwerben kann." So etwas haben in Polen die Tageszeitung Gazeta Wyborcza und in Deutschland Der Spiegel. An der Weichsel fehlt es jedoch an einem System, das zyklische Zahlungen für Artikel reguliert. In Deutschland funktioniert das sehr gut. Stephan Ruß-Mohl sagt, es sei eine gute Lösung, wenn Zeitungen von Steuerzahlern unterstützt werden würden.
Die Diskussion über die Finanzierung von Medien endete ungewöhnlich optimistisch. Die Teilnehmer hielten fest, dass eben diese Mikro-Zahlungen die Zukunft des Internet-Journalismus sein werden. Junge Redaktion der SdpZ: Liliia Bodnar und Michał Jurek.