14. Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis

Kategorie Print

Deutschland:

Gerhard Gnauck, Die Welt

„Das stärkste Geschütz der Polen. Frédéric Chopin im Zweiten Weltkrieg“
Polen erzählen von ihren mit Chopin verbundenen Erinnerungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Autor hat den 97-jährigen Pianisten Jan Ekier befragt, der 1939 das letzte und 1945 das erste öffentliche Chopin-Konzert in Warschau gab. Ferner kommt Mieczysław Tomaszewski zu Wort, dessen pianistische Karriere der Krieg zunichte machte. Der Text zeichnet die Chopin-Politik der Nazis nach, von „Heil Chopin“ (1935) über das Verbot, ihn zu spielen, bis hin zu Hans Franks Versuch, ihn als „Schopping“ zu germanisieren.

Konrad Schuller, FAZ

„Politik in der Gruft“
Ein Besuch am Grabe des Präsidenten Lech Kaczyński während der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes in Polen im Juni 2010. Erläutert wird die Bedeutung von nationalen Symbolen und Persönlichkeiten wie Marschall Józef Piłsudski, der Krakauer Wawel, die polnischen Nationaldichter und Könige, uralte Legenden, der polnische Messianismus und das Unglück von Smolensk und seine Präsenz in den Medien. Der Text eröffnet Einblicke in die Zusammenhänge von Politik, Geschichte und Religion in Polen.

Rainer Schulze, FAZ

„Wanderer ohne Ziel“
Eine Reportage über drei „Rückkehrer“. Der Bauarbeiter Janusz Tutasz, das Zimmermädchen Marta Jarosz und der Spargelpflücker Paweł Adamski sind nach Polen zurückgekommen, um nach Jahren im Ausland (u.a. in Deutschland) wieder in der Heimat Fuß zu fassen. Doch der Wiedereinstieg fällt ihnen schwer. Die Reportage ist mit soziologischen Fakten über Ursachen und Folgen der Arbeitsmigration unterfüttert. Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes ab Mai 2011 wird ebenfalls thematisiert.

Polen:

Martyna Bunda, Polityka

„Matka Joanna“ (Mutter Joanna)
Die bewegende Geschichte der Liebe zwischen der polnischen Gutsbesitzerin Helena Lossow und dem deutschen Aristokraten Hans Lossow, entfernte Verwandter mit dem gleichen Namen. Wegen des Zweiten Weltkrieges war es ihnen nicht möglich, die Ehe einzugehen und ihren gemeinsamen Sohn großzuziehen. Doch diese Erfahrung führte dazu, dass Helena Lossow, die spätere Schwester Joanna der Ökumene, ihr Leben dem Kampf gegen religiös-nationale Stereotype widmete. Die Geschichte ist aus der Perspektive des Sohnes erzählt, der mit 65 Jahren erfährt, wer seine wahren Eltern waren.

Robert Ryss, Rocznik Chojeński

„Dużych cmentarzy nie kocham“ (Große Friedhöfe liebe ich nicht)
Ein Gespräch mit dem Berliner Künstler Eckehart Ruthenberg über seine Arbeit mit vergessenen jüdischen Friedhöfen in Westpolen und der ehemaligen DDR. Ruthenberg erforscht seit vielen Jahren auf eigene Faust verschollene jüdische Friedhöfe, indem er sie zunächst auffindet und sie im zweiten Schritt genau dokumentiert. Darüber hinaus fertigt er mit einer von ihm selbst entwickelten Methode im Maßstab 1:1 Abdrücke der gefundenen Grabsteine an.

Rafał Woś, Dziennik Gazeta Prawna

„Polska szkoła inwestowania szturmuje niemiecką twierdzę“ (Die Polnische Investitionsschule stürmt die Festung Deutschland)
Eine Polemik mit der These, dass seit 1989 sämtliche Kapital- und Geschäftstransfers zwischen Polen und Deutschland lediglich von Westen nach Osten stattfinden. Vorgestellt werden Geschichten erfolgreicher Investitionen von polnischem Kapital auf dem deutschen Markt. Die Unternehmer (Comarch, Orlen, Solaris) erzählen, warum sie sich zu dieser Expansion entschlossen haben, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hatten, wie die Deutschen auf ihre Initiative reagiert haben und was sie über den westlichen Nachbarn und das dortige Unternehmertum gelernt haben.


Kategorie Radio

Deutschland:

Ludger Kazmierczak, ARD-Hörfunkstudio Warschau

„Mein Warschau“
Ein ganz persönlicher Streifzug durch das Warschau des Autors, durch die vielen liebenswerten Seiten der polnischen Hauptstadt: der dörfliche Stadtrand, die Lieblingsnachbarin, Basare für frische Lebensmittel, Milchbars, die nicht nur kulinarische Multikulturalität, die Warschauer Universitätsbibliothek als „architektonisches Spektakel“, der Skaryszewski-Park und die frühlingsbraune Weichsel, das quicklebende Nachtleben des Bezirks Praga und eine Begegnung mit dem Grafiker Andrzej Heidrich, der in den Siebzigerjahren die Königsköpfe auf den Złotyscheinen gezeichnet hat.

Martin Sander, Deutschlandradio Kultur

„Schlacht um das kollektive Gedächtnis – Wie Polen und Deutsche den Mythos Tannenberg beschworen“
Eine historische Dokumentation aus Anlass des 600. Jahrestages der Schlacht von Grunwald bzw. Tannenberg im Jahre 1410. Im Mittelpunkt steht nicht das Ereignis selbst, sondern die Mythen, die sich um diese große militärische Auseinandersetzung des Mittelalters ranken. Die Sendung erzählt von einer über sechs Jahrhunderte währenden, vielschichtigen Vereinnahmung dieses Ereignisses durch Deutsche und Polen, die fast immer politischen Interessen diente. Inzwischen hat sich allerdings auch die internationale Freizeitindustrie der Schlacht bemächtigt.

Marianne Wendt und Christian Schiller, SWR 2

„Morgen sind wir glücklich – Die sozialistische Idealstadt Nowa Huta“
Idealstadt, Zukunftsmodell, Arbeiterparadies. Das sollte die polnische Stadt Nowa Huta sein. 1949 wurde die Utopie der sozialistischen Moderne neben das alte Krakau gebaut: Eine Vision vom Reißbrett für 200.000 Einwohner. Die ersten Bauten protzten noch mit stalinistischem Zuckerbäckerstil. Der Rest war Plattenbau. Doch anders als in anderen Ostblock-Betonblöcken sind die Bewohner ihrer Stadt mit Stolz treu geblieben.
Das Feature handelt von einem Ostdeutschen, der selbst in einer idealsozialistischen „Planplatte“, in Halle-Neustadt, aufgewachsen ist. Er hat die polnische Idealstadt Nowa Huta erkundet und seine eigenen Erinnerungen an die Jugend in einer sozialistischen Vorzeigestadt hinterfragt.


Polen:

Jolanta Rudnik, Radio Koszalin SA

„Krajobraz pomorski“ (Pommersche Landschaft)
Eine Polin und ein Deutscher suchen nach Spuren der deutschen Malerin Hedwig Rades, die vor dem Zweiten Weltkrieg in einem kleinen Fischerdorf an der polnischen Ostsee gelebt und gearbeitet hat. Die Beschäftigung mit ihrer Malerei und ihrem Leben ist nicht nur der Versuch, den Ort ihres Wirkens aufzufinden, einen Blick auf die Landschaften zu werfen, die sie gemalt hat, sich einzufühlen in die Atmosphäre, die sie umgeben hat. Sie ist vor allem auch die Wahrnehmung der Geschichte dieser Region, des Schicksals der Menschen, die einst hier lebten, und der Versuch, die Lücken im Gedächtnis zu füllen. All das zusammen ergibt eine deutsch-polnische pommersche Landschaft.

Marian Staszyński, Radio Opole SA

„Jestem Ślązakiem“ (Ich bin Schlesier)
Dennis Golec ist 17 und wohnt mit seiner Familie in Deutschland. Seine Eltern sind vor Jahren aus Schlesien ausgereist. Dennis hat, um sich mit seinen Großeltern verständigen zu können, selbst den schlesischen Dialekt gelernt. Inzwischen arbeitet er für einen schlesischen Internetradiosender, der auf der ganzen Welt gehört wird. Das Porträt zeigt, wie sich in einem jungen Menschen Geschichte und Gegenwart vereinen können.

Małgorzata Żerwe und David Zane Mairowitz, Radio Gdańsk SA

„Ludziom i zwierzętom“ (Untermenschen und Alphatiere)
Während des Zweiten Weltkrieges haben auch Tiere Leid erfahren. 1939 bombardierten die Nationalsozialisten den Warschauer Zoo. Der Berliner Zoo wurde später von den Alliierten bombardiert. Direktor Jan Zabiński und seine Frau Antonina versteckten in den leeren Käfigen und in ihrer Villa auf dem Zoogelände Juden und Soldaten der Heimatarmee (AK). Zur gleichen Zeit verschleppte ihr Bekannter aus Vorkriegszeiten Lutz Heck, Direktor des Berliner Zoos, Tiere aus den besetzten Gebieten in das Deutsche Reich und arbeitete unter der wohlwollenden Obhut Hermann Görings an der Nachzüchtung der Urform des Auerochsen.



Kategorie Fernsehen

Deutschland:

Armin Coerper, ZDF-Studio Warschau

„Das Wunder von der Weichsel: Polen trotzt der Wirtschaftskrise“
Polen ist das einzige EU-Land, das die weltweite Wirtschaftskrise ohne Rezession überstanden hat, das einzige Land Europas, dessen Wirtschaft im Krisenjahr 2009 wächst: 1,8 Prozent, Tendenz steigend. Hohe Bildung, hohe Geburtenraten, hoch die Lust am Konsum. Die Polen kaufen wie keiner in Europa. Warschaus Börse brummt. Der Autor hat unter anderem den reichsten Mann Polens getroffen, und das Geheimnis des polnischen Wirtschaftswunders ergründet.

Katrin Rothe, ZDF/3sat

„Polen für Anfänger. Ein Roadmovie mit Kurt Krömer und Steffen Möller“
Für den Berliner Komiker Kurt Krömer ist das östliche Nachbarland eine Terra incognita. Der Kabarettist und Autor Steffen Möller ist als der berühmteste deutsche Gastarbeiter in Polen der ideale Reisebegleiter für den Polen-Neuling Krömer. Ein amüsantes Roadmovie über das heutige Polen und das deutsch-polnische Verhältnis mit kleinen animierten „Lektionen“, die Wissenswertes und Erstaunliches über den polnischen Nachbarn vermitteln.

Eva Maria Schmidt, 3sat

„Avanti Polonia – Warschaus Weg nach Westen“
Polen hat sich zu einem wirtschaftlichen Zugpferd der EU entwickelt, die internationale Finanzkrise überstand Polen als einziges EU-Land ohne Rezession. Polnische Unternehmen expandieren selbstbewusst in Richtung Westen. Und das, obwohl man sich in Deutschland mit dem Label „Made in Poland“ noch immer schwer tut. Doch einigen polnischen Unternehmen gelingt der Beweis, dass ihre Produkte nicht nur einfach billiger, sondern zum Teil auch hochwertiger sind als deutsche. Das Nachbarland hat sich – für den Deutschen fast unbemerkt – zu einem Konjunkturmotor entwickelt.

Polen:

Katarzyna Gierszewska, TVP Katowice

„Filozof Krzysztofek z Raciborza“ (Der Philosoph Hugo Christoph von Ratibor)
Vor dem Krieg lebte in Ratibor ein Mann, der sich durch recht riskanten Humor auszeichnete. Diese Gestalt des kompromisslosen Eulenspiegels ist in den Erzählungen der Bewohner bis heute überliefert. Hugo Christoph, auch „Krzysztofik“ genannt, war im Grunde ein Philosoph, der für seine Überzeugungen einen hohen Preis zahlen musste. Hinter der Maske des Spaßvogels steckte Tiefsinnigkeit, so Zbigniew Wieczorek, Philosoph im heutigen Raciborz und leidenschaftlicher Interpret von Krzysztofik.

Arkadiusz Wierzuk, TVN 24

„Kwitnące krajobrazy“ (Blühende Landschaften)
Eine Bilanz der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen 20 Jahre seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Ist der deutsche Osten heute die „blühende Landschaft“, die Helmuth Kohl versprochen hat? Wie sehen die Städte und Orte im Osten Deutschlands aus? Nennen die Bewohner und Politiker die Einheit noch immer einen Erfolg? Der Autor hat Hoyerswerda und Görlitz in Sachsen besucht, Städte, aus denen mehrere zehntausend Bewohner in den Westen ausgereist sind. Als Gegenstück wird Dresden gezeigt, das Investoren anzieht, und Berlin, das die wohl größten Veränderungen durchgemacht hat.

Kinga Wołoszyn-Świerk, TVP Wrocław

„Dziewczęta z Auschwitz“ (Die Mädchen von Auschwitz)
Junge Frauen und ihre historischen Forschungen sind Ausgangspunkt dafür, Frauen zu Wort kommen zu lassen, die während des Zweiten Weltkrieges in Auschwitz inhaftiert waren. In dem Film kommen Themen zur Sprache, die bisher Tabu waren, wie beispielsweise die Tatsache, dass es ein Lagerorchester gab und ein Bordell. Für die jungen Historikerinnen ist das Wissen über die ganz persönlichen Schicksale und der sensible Umgang mit den Opfern und ihren erschütternden Zeugnissen etwas unbedingt Notwendiges und Bedeutsames im Leben einer jungen modernen Frau.