Bogna Koreng über Matthias Frickels TV-Beitrag „Auf der Suche nach der verlorenen Kindheit – Wer war Bruno Schulz?"

Wer also war Bruno Schulz.
Über 40 Minuten lang fügt sich ein Mosaiksteinchen zum anderen – ergibt ein Gesamtbild, das letztendlich noch mehr Neugierde auf das künstlerische Werk von Bruno Schulz, eines außergewöhnlichen Menschen, weckt (und wer seine Zimtläden bis dahin noch nicht gelesen hat, wird es spätestens nach diesem Filmbeitrag tun).

„Man sieht einfach, dass Bruno Schulz eine sprudelnde Inspirationsquelle für Künstler aller Gattungen weltweit ist“ (ein Zitat aus diesem Beitrag), stellt einer der Protagonisten fest. Und wahrlich, der Film liefert den Beweis dafür.

Der Autor Matthias Frickel schildert, wie sich Künstler aus verschiedenen europäischen Ländern auf recht unterschiedliche Weise inspirieren lassen, wie sie die Legende Bruno Schulz wieder aufleben lassen, wie sie versuchen, sich ihm über Zitate, über einzelne Aktionen und über Interpretationen zu nähern.

Sei es eine deutsche Installation, eine deutsch-polnische Theaterinszenierung, seien es Aktionen und Fotografien, eine polnische Rockband, sogar das Gedenken im Heimatort wird zum künstlerischen Ereignis oder die ungewöhnliche Buchgestaltung made in Amerika.

Der Autor begnügt sich demnach nicht nur mit dem Biografischen dieses schöpferischen Menschen Bruno Schulz, dessen Leben noch heute so viele inspiriert. Er schafft eine allmähliche Annäherung durch unterschiedliche Interpretationen verschiedenster Künstler verschiedenster Gattungen – in der Gegenwart und Vergangenheit. Aktuelle Ereignisse in der Kulturszene werden uns genauso nahegebracht wie die Spurensuche nach dem Schriftsteller Bruno Schulz.

Dem Autor Matthias Frickel gelingt es, einen Spannungsbogen zwischen Geschichte und Gegenwart zu schaffen, wobei die Gegenwart sich nicht allein auf die Rezeption der Geschichte reduziert und die Gegenwart die wesentliche Erzählebene bleibt. Dieser Beitrag ist eine umfassende Dokumentation, in der filmische und gestalterische Mittel sehr eindrucksvoll zum Einsatz kommen. Auf der Suche nach der verlorenen Kindheit verbindet sich ein hervorragend recherchierter Inhalt mit einer durchdachten Regie, die sich auf sehr ästhetisch gedrehtem Filmmaterial, auf Fotografien und Dokumentationen gründet.

Überzeugt hat vor allem auch das handwerkliche Können, die bildliche Umsetzung, die gestalterische Vielfalt (die Anwendung moderner technischer Gestaltungsmöglichkeiten), das Wechselspiel zwischen Inhalt und Erzählweise, Dokumentation und Reportage. Die wunderbare Bilderästhetik, gepaart mit überlegt eingesetzter Animation und Grafik überzeugte die Jury. Somit zeugt der Beitrag auch von einer hohen Professionalität in der Umsetzung.

Unübersehbar sind der hohe Rechercheaufwand und die Qualität. Zusammenfassend lässt sich sagen: Inhaltlich reich, künstlerisch wertvoll, gestalterisch vielseitig und erzählerisch zutiefst menschlich. Eine Spurensuche, die auf künstlerischer Ebene deutsch-polnische Beziehungen widerspiegelt und Neues entdeckt. Eine Suche nach der verlorenen Kindheit, die diesseits und jenseits der Grenze recht unterschiedliche verläuft, und wie bereits erwähnt weit über beide Länder hinausgeht.

Somit trägt dieser Ihr Beitrag von Matthias Frickel dazu bei, „das Wissen übereinander zu erweitern, das gegenseitige Verständnis – in diesem Falle von Kultur – zu verbessern und somit auch das Zusammenleben in der EU zu fördern“. Und dies wird dem Anliegen des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises gerecht. Daher geht der diesjährige Preis in der Kategorie Fernsehen an Matthias Frickel. Im Namen der Jury darf ich Ihnen herzlich gratulieren.