Über die Positionierung von Journalisten im Zeitalter sozialer Netzwerke diskutierten während des 2. Medienforums der 5. Deutsch-Polnischen Medientage in Schwerin deutsche und polnische Journalisten und Blogger. An der Debatte nahmen teil: Radosław Krawczyk, Mitinhaber und Vorstand des Blog-Hostingportals salon24.pl, Thomas Ellerbeck, Mitglied der Geschäftsleitung Vodafone Deutschland, Maike Haselmann, Social-Media-Redakteurin Spiegel Online, und Cezary Krysztopa, polnischer Blogger. Moderiert wurde die Debatte von Igor Janke, Journalist und Blogger salon24.pl.

Die Podiumsdiskussion wurde durch den Mitinhaber des politischen Portals salon24.pl Radosław Krawczyk angeführt. Noch vor 5 Jahren bloggten nur wenige Journalisten in Polen und übernahmen oft den Stil der großen Nachrichtenagenturen. Salon24.pl sollte seinen eigenen Stil haben und ein Informationsservice sein, der sowohl Lesern als auch Journalisten eine schnelle Rückmeldung ermöglicht. Krawczyk unterstrich, dass das Medium Blog, an Popularität gewinnen und somit eigene Stars hervorrufen, und sich einen Namen machen kann. Der Leser erwartet eine unabhängige Meinung  und einen guten Text, unabhängig davon, wer ihn geschrieben hat.

Maike Haselmann sieht in den neuen Medien wie Blogs, Twitter und soziale Netzwerke keine große  Gefahr. „Blogs sind eine gute und wichtige Ergänzung zu Nachrichten. Ich denke nicht, dass man sich gegenseitig Kannibalisieren muss. Das kann sehr gut nebeneinander existieren.“

Sie sprach auch von der journalistischen Qualität der neuen Medien: „Wie bewahre ich mir Objektivität, Unabhängigkeit, Einflussnahme? Vor allem aber auch, was die Inhalte angeht. Wie stelle ich sicher, dass die verifiziert sind?“. Solange es keine einheitlichen Qualitätsstandards gibt, werden viele Leser den neuen Medien nicht vertrauen. „Spiegel Online ist eine Marke, die für bestimmte Qualitätsstandards eintritt und dafür steht, dass die Leute schnelle, objektive und unabhängige Informationen aus allen Themenbereichen kriegen und genau deshalb dieser Marke vertrauen. Und ich glaube, dass es schwierig ist, über so ein Blogportal [gemeint ist salon24.pl] Vertrauen zu schaffen, solange es Menschen gibt, die auf diese Qualitätskriterien Wert legen.“ Dennoch versucht auch der Spiegel sich den Lesern stärker zu öffnen, und neue Kommunikationswege über Portale wie Facebook, Twitter, Google Plus zu finden.

Thomas Ellerbeck warnte davor, nicht zu leichtgläubig die neuen Entwicklungen zu betrachten. „Es ist ein neuer Weg, den alle sehr ernst nehmen sollten.“ Ellerbeck sprach auch von der immer stärkeren Sequenz, der ein normaler Mensch ausgeliefert ist, und betonte, dass es Marken geben muss, denen die Leser vertrauen und hinter denen ein journalistischer Anspruch und Ethos steht. In 10 bis 15 Jahren werden solche Marken auch in Blogs zu finden sein, weil es spezialisierte Blogs geben wird, denen man vertraut.

Der Mitinhaber des politischen Portals salon24.pl Igor Janke erwähnte, dass im Allgemeinen die traditionellen Medien an Lesern oder Zuschauern verlieren. So entsteht Raum für Journalisten, Reporter oder Spezialisten, die eine bestimme Leserschaft bedienen. Diesem stimmte Radosław Krawczyk zu und betonte die gute Qualität und das hohes Niveau von Texten, die in Blogs veröffentlicht werden, auch ohne Redaktion.

Cezary Krysztopa erklärte das Ziel von Blogs wie salon24.pl, dies liege in der Erziehung eines bewussten und mündigen Bürger, der selbständig entscheiden kann, welchen Medien er vertraut.

Als Resümee lässt sich festhalten, dass die Welt der traditionellen Medien langsam verschwindet. Bereits jetzt stehen viele Publizisten mit einem Bein in den traditionellen Medien und mit einem Bein in den neuen.