„Die Pandemie hat die Umsetzung unseres Projekts beeinflusst. Wir filmten vor allem verschiedene Naturobjekte, aber dennoch konnten wir wegen der Einschränkungen einige Orte nicht erreichen. Mehrere unserer Interviewpartner zogen sich aus Angst vor Ansteckung zurück. Ich glaube aber, dass wir diese Schwierigkeiten überwunden haben", sagte Daniel Olczykowski, einer der Preisträger in dieser Kategorie, während des Online-Meetings. „Dank der Technologie konnten wir die Pandemie überwinden. Diejenigen, die schnell auf das Internet umsteigen konnten, haben gewonnen. Als Journalist fühle ich mich als Sieger”, fügte er hinzu.
Die Reportage „Wir trocknen aus” ist ein multimediales Projekt, das sich mit der Dürre, der Wasserwirtschaft, der Energiewende und dem Klimawandel in Polen beschäftigt. Die Autoren der preisgekrönten Publikation nutzen verfügbare interaktive Methoden, um komplexe Klimaprobleme anschaulich und umfassend zu erklären. Zuerst thematisieren sie die Wasserknappheit und die Folgen der Dürre für viele polnische Städte und Gemeinden. Sie weisen darauf hin, dass die Wurzel des Problems im schlechten Wassermanagement, der Betonierung der Städte und der jahrelangen Unterschätzung der Tatsache, dass Polen ein wasserarmes Land ist, liegt. Einen großen Teil ihres Berichts widmen die Journalisten der Energiewende in Polen, die nur langsam und ohne durchdachtes Programm voranschreitet. Im Gegensatz dazu steht der deutsche Energiewende-Aktionsplan und die Ziele, die die westlichen Nachbarn mit seiner Hilfe bereits erreichen konnten. Im Beitrag kommen Fachleute aus vielen Bereichen zu Wort: Journalisten, Umweltschützer, Bergleute und Landwirte, was die unterschiedliche Wahrnehmung der beschriebenen Probleme veranschaulicht.
Auch andere in dieser Kategorie nominierte Beiträge beschäftigen sich mit wichtigen ökologischen, gesellschaftspolitischen und historischen Problemen. Die Reportage von Katarzyna Kojzar und Marcel Wandas unter dem Titel „Ein Fluss, zwei Ideen“ erzählt über die Klimakatastrophe. Sie ist Teil des Projekts „Grenzregion“ von Wirtualna Polska, Interia und DW Deutsche Welle. Die Journalisten präsentieren die von der polnischen Regierung geplanten Investitionen an der Oder. Die Entscheidungsträger wollen entgegen der Meinung von Hydrologen und Ökologen die Binnenschifffahrt ausbauen. Damit dies möglich ist, müssen der Fluss vertieft und Staustufen gebaut werden, die für Ökosysteme schädlich sind. Die Autoren des Beitrags zeigen, dass das Regierungsprojekt mit hohen Kosten einhergeht. Sie schätzen unter anderem die Beträge, die für den Bau der Häfen und die anschließende Instandhaltung benötigt werden. Sie versuchen auch die Frage zu beantworten, ob die Vorteile eines Ausbaus der Binnenschifffahrt die negativen ökologischen Folgen und die finanziellen Risiken überwiegen.
Ebenfalls unter den Preisanwärtern war der Beitrag „Polen-Update #3: Rappender Präsident und Kohlekumpel“ von Martin Adam, Wioletta Weiss und Katharina Zabrzynski. Er stellt eine scheinbar unsichtbare Verbindung zwischen der Teilnahme des polnischen Präsidenten an der "Hot16challenge", die das Gesundheitswesen in einer besonders schwierigen Zeit während der Pandemie unterstützen sollte, und dem Streit um die Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Polen dar. Die Journalisten bemerken, dass die Abneigung eines Großteils der Polen gegenüber der südlichen Region des Landes und ihrer Bevölkerung zunahm, als die Bergleute in der Pandemiestatistik fast 80 Prozent der Neuinfizierten ausmachten. Die Autoren des Beitrags erläutern, wie der innere Identitätskonflikt neu auflebt.
Mit gesellschaftlichen Themen befasst sich auch das nominierte Projekt des deutschen Journalisten Philip Wortmann und Susanna Zdrzalek unter dem Titel „Polen „LGBT-frei“?! So kämpfen queere Menschen gegen den Hass“. Die 20-minütige Reportage stellt das Problem der Diskriminierung von Homosexuellen in Polen anhand der Geschichte von Alicja aus Świdnik dar. Gemeinsam mit Bart Staszewski, einem bekannten Fotografen der Queer Community, setzt sich Alicja für die Rechte der LGBTQ*-Gemeinschaft in Polen ein. Sie widersetzen sich auch der allgemeinen Abneigung gegen Lesben, Schwule, Transsexuelle und Bisexuelle, die durch das Vorgehen der polnischen Regierung verstärkt wird. Die Reportage wurde in verschiedenen Formaten veröffentlicht: auf YouTube, Snapchat, Instagram und Facebook.
Innovative Medien werden vom Autor des Werkes „Volksabstimmung im Ermland, Masuren und der Weichselregion 1920“, Sławomir Ostrowski verwendet, der mit dem soziokulturellen Verband „Pojezierze“ zusammenarbeitet. Das Projekt präsentiert eine mit interaktiven Piktogrammen gefüllte Karte der im Titel genannten Regionen, unter denen sich Infografiken, Aufnahmen und Videodateien verbergen. Dazu gehören interessante Fakten aus dem Leben von Feliks Nowowiejski, alte Fotos der Region Ermland und Masuren sowie aufgezeichnete Aussagen von Zeitzeugen. Der Autor wurde durch den hundertsten Jahrestag der Volksabstimmung, die 1920 in Ermland, Masuren und Powiśle stattfand, inspiriert.
Die Kategorie "Multimedia" spiegelt das vergangene Jahr perfekt wider. Es war ein Jahr der Pandemie, des Online-Unterrichts und der Fernarbeit, des Lockdowns und der Einführung vieler Verbote. Der preisgekrönte Beitrag wurde – wie die Jury betonte – nicht nur wegen der Verwendung interaktiver journalistischer Formen ausgezeichnet, sondern auch wegen der Redlichkeit der Autoren und ihrer klaren, wissenschaftlich untermauerten und im 21. Jahrhundert besonders wichtigen Botschaft: Wasser ist knapp und wir müssen etwas dagegen unternehmen.
Karolina Sołtaniuk
Anna Tomaszewska