Polens Presselandschaft ist seit dem 9. September 2011 mit dem konservativen Boulevardblatt „Gazeta Polska codziennie" (Die tägliche polnische Zeitung) um einen Titel reicher geworden. Das neue Format  bietet für 1.80 Złoty (ca. 40 Cent) auf 16 Seiten Klatsch und Tratsch, der höchst ideologisch ist und zudem von einer permanent-penetranten Untergangsstimmung getragen wird. Stellenweise liest sich das Blatt wie ein Wahlkampfpamphlet der oppositionellen PiS von Jarosław Kaczyński.

Diese offensichtliche idelogische Nähe zur PiS war auch der Grund dafür, warum kein TV-Sender in Polen den Werbespot für die neue Zeitung (siehe unten Youtube-Clip) ausstrahlen wollte, da dieser zu sehr an einen Wahlkampfspot der "Recht und Gerechtigkeit" erinnert. Der Verlag Forum SA, der bereits die rechtsnationale Wochenzeitung „Gazeta Polska" (Polnische Zeitung) herausgibt, strebt mit dem Boulevardblatt eine verkaufte Auflage von 120.000 bis 150.000 an. Ob es dem Chefredakteur Tomasz Sakiewicz gelingt, den Boulevardblättern „Fakt“ (Springer) und „Superexpress“ (Murator) Leser abzuwerben, scheint fraglich. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen, versucht es die Zeitung  mit wilden Theorien. So spekuliert man schon mal über eine neue Teilung Polens.

Mit ähnlichen Verschwörungstheorien konnte die Wochenzeitung „Gazeta Polska“ ihre Auflage innerhalb eines Jahres um fast 100 Prozent auf 80.000 verkaufte Exemplare steigern und somit zur sechstgrößten Wochenzeitung Polens aufsteigen. Dennoch gehen Experten davon aus, dass „Gazeta Polska codziennie" nach den Parlamentswahlen am 9. Oktober wieder vom Markt verschwinden wird. Bei einem guten Abschneiden der Kaczyński-Partei dürfte das Boulevardblatt auch seinen eigentlichen Zweck, nämlich potentielle PO-Wähler abspenstig zu machen, erfüllt haben.

Dieser Text wurde im Deutsch-Polnischen Portal Point veröffentlicht: www.portalpoint.info

erstellt am: 23.11.2011