Das deutsch-polnische Verhältnis im transatlantischen Kontext war das Leitthema der zweiten Debatte, die im Rahmen des Medienforums stattfand. So wie die erste Diskussion mit der Teilnahme von Lech Wałęsa und Hans-Dietrich Genscher war sie ebenfalls reich an aktuellen Kontexten bezüglich der Entscheidungen der vergangenen Jahre. Diese weitere Veranstaltung der 2. Deutsch-Polnischen Medientage war mit Sicherheit für alle Seiten der Debatte und für die Zuhörer zufriedenstellend.



„5, 10, 20: Das deutsch-polnische Verhältnis im transatlantischen Kontext“, ist der offizielle Name der Diskussionsrunde, an der Janusz Reiter (rechts), ehemaliger Botschafter Polens in der BRD und den USA, Annette Dittert, ARD-Studioleiterin in London, ehemalige Korrespondentin in Polen, Russland und den USA sowie Gunter Pleuger, Präsident der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), ehemaliger ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen (bis 2006) und Aleksander Kwaśniewski, Polnischer Staatspräsident von 1995-2005, teilnahmen. Moderatoren waren Grzegorz Miecugow, stellvertretender Programmdirektor bei TVN 24 sowie Christoph von Marschall, US-Korrespondent der Tageszeitung. (Der Tagesspiegel)

Die Diskussion fing sehr mutig an. Grzegorz Miecugow sprach das kontroverse Thema der Unterstützung Polens im Irakkrieg und die Teilnahme des Lands am Krieg an. Er erinnerte daran, dass Deutschland den Krieg nicht unterstützte (wie die meisten europäischen Länder) und Polen dagegen auf der Seite der Vereinigten Staaten stand. Es entsandte eine Armee in den Irak, aber diese Entscheidung wurde von vielen als Verrat eingeschätzt.

„Es lag damals im Interesse Polens, Solidarität mit den USA zu zeigen“, rechtfertigten der ehemalige Präsident Aleksander Kwaśniewski und Janusz Reiter die damaligen Entscheidungen. „Wir sollten nicht vergessen, dass Europa die Haltung Polens als Verrat behandelt hatte“, äußerte Janusz Reiter seine Meinung direkt.

Der ehemalige Premierminister Tadeusz Mazowiecki, der während dieser Debatte im Publikum saß, kommentierte diesen Meinungsaustausch. „Wir waren uns nicht einig“, erinnerte er öffentlich die Anwesenden. „Ich war der Meinung, dass die Freundschaft mit den Vereinigten Staaten nicht bedeutet, dass wir unbedingt mit jedem Schritt einverstanden sein müssen.“

Auch die deutschen Gäste vertraten unterschiedliche Meinungen. „Das war der schwierigste Moment in meinem beruflichen Leben. Lange musste ich erklären, warum Polen naiv die Politik der USA gegenüber dem Konflikt im Irak unterstützte“, erklärte Annette Dittert. „Die Deutschen haben damals die Polen nicht verstanden“, fügte sie hinzu. Gunter Pleuger entschärfte diese kritische Aussage. „Wir haben uns nicht über diejenigen geärgert, die einen Fehler begangen haben und den Krieg unterstützten, aber wir haben versucht, sie vor diesem Fehler zu bewahren.“ Im weiteren Verlauf der Diskussion machten die Gesprächspartner darauf aufmerksam, dass sich die Staaten seit jener Ereignisse geändert hätten. Die USA haben sich verändert, Polen, Deutschland haben sich verändert“ Alle stehen nun vor der Notwendigkeit, eine Antwort auf die grundlegende Frage: Wie sollte Europa heute mit den USA umgehen“ zu finden.

„Einst konnte das Tandem Frankreich-Deutschland viel in Europa initiieren. Heute hat sich die Situation geändert. Wir haben zwölf neue Mitglieder in der Europäischen Union, ein neuer 'Antreiber' könnte nützlich sein, und diese Rolle könnte Polen übernehmen“, schlug Gunter Pleuger ernsthaft vor. Wir brauchen ein neues Weimarer Dreieck: In einer so starken, effektiven Vereinigung sollten die Vertretungen der Länder in Europa ein Partner für die Verwaltung von Präsident Barack Obama werden - diesem Vorschlag stimmten alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion zu.