Medien unter Druck! Welche Auswirkungen hat die Wirtschaftskrise auf die Medien in Europa - über dieses Problem dachten die Teilnehmer der dritten Podiumsdiskussion des Medienforums in Stettin nach.



Antworten auf die Frage, wie die Presse die Krise überleben soll, von der zweifellos schon viele Presseerzeugnisse auf der Welt und in Europa betroffen sind, suchten Jerzy Baczyński, der Vorstandsvorsitzender und Chefredakteur der Polityka, Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer der Axel Springer AG sowie Jean-Luc Testault, Chefredakteur für Frankreich der Agence France Press. Die Diskussion wurde von Bogusław Chrabota, stellvertretender Chefredakteur und Publizistik-Chef der Polsat-Gruppe und Michael Seidel, Chefredakteur der Tageszeitung Nordkurier moderiert.

Es hat sich gezeigt, dass nicht nur die aktuelle Wirtschaftskrise eine ernsthafte Bedrohung für die Printmedien in Europa darstellt. Eine große Konkurrenz ist selbstverständlich die Entwicklung des Internets, welches der Grund dafür ist, dass die Leser vor allem im Netz Informationen suchen und auf die traditionelle Zeitung mehr und mehr verzichten.

„Die Prognosen zeigen, dass die Printmedien aussterben und dass die Krise diesen Prozess noch beschleunigt“, fing Jerzy Baczyński wenig optimistisch an. „Eine Kostensenkung ist zu wenig. Man muss neue Möglichkeiten finden, um die Printmedien aufrecht zu erhalten, wenn die Einnahmen aus Werbung und Verkauf sinken“, fügte er hinzu. Baczyński schätzte des Weiteren das Problem ein: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, bei der Polityka gibt es zum Beispiel CDs als Beilage. Es gibt keinen Ausweg, man muss neue Formen suchen, um an den Leser heranzukommen.

In Frankreich werden immer lauter Gespräche bezüglich eines stetig anwachsenden Anteils des Staates an der Finanzierung der Presse geführt, konnten wir während der Diskussion hören. Diese Lösung wurde jedoch sowohl von Baczyński als auch von Keese stark kritisiert. „Das wäre ein schwarzer Tag für die deutsche Presse. Man muss das Geld im Internet suchen“, fügte Keese hinzu. Es wurde auch darüber diskutiert, dass die Boulevardisierung eine weitere Bedrohung für die so genannten meinungsbildenden Zeitungen darstellt.

„Das denke ich nicht“, überzeugte Christoph Keese. „Es wird immer Boulevardzeitungen und meinungsbildende Zeitschriften geben.“ Der Chefredakteur der Polityka teilte diese Meinung jedoch nicht. „Wir verdummen von Jahr zu Jahr mehr. Die Einführung einer reißerischen Boulevardzeitung in Polen hatte sehr schlechte Folgen. FAKT täuscht vor, eine Zeitung zu sein, ist es aber nicht. Die Medien müssen Unterhaltung liefern. Das geht auch an uns nicht vorbei. Auch wir werden in die Rolle eines Anbieters von Schund für die Gesellschaft gezwängt?“, konstatierte Jerzy Baczyński mit einem pessimistischen Ton. Die Debatte über die Presse war die letzte in der dreiteiligen Reihe im Rahmen des Medienforums der 2. Deutsch-Polnischen Medientage in Stettin.

Den letzten Akzent dieses Programmblocks setzte Albrecht Lempp, Vorstandsmitglied der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, mit einer Zusammenfassung des Forums.