Sechs polnische Verlage und der Polnische Rundfunk haben im September 2012 den kostenlosen Zugang zu ihren 42 Internetseiten geschlossen. Der Zugriff auf diese Seiten ist nun nur noch über das Verkaufssystem Piano Media möglich und kostet 9,90 Złoty (etwa 2,50 Euro) für eine Woche, 19,90 Złoty (etwa 5 Euro) für einen Monat oder 199 Złoty (etwa 25 Euro) für ein Jahr. Die Firma Piano Media hat in der Slowakei und in Slowenien bereits ähnliche Projekte erfolgreich durchgeführt.
Beteiligt an dem polnischen Projekt sind die Gesellschaften Agora, Murator, Ringier Axel Springer Polska, Media Regionalne, Polskapresse, Edytor und der Polnische Rundfunk. Mit dem Start dieses gemeinsamen Systems von Piano Media auf dem polnischen Markt greifen diese Unternehmen den immer bedeutender werdenden internationalen Trend bei Verlagen auf, ihre Inhalte im Internet zu verkaufen, statt kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Polen ist das dritte Land, in dem Piano Media innerhalb der vergangenen 14 Monate ein einheitliches Zugangssystem für Inhalte, die von Verlagen des jeweiligen Landes produziert werden, eingeführt hat. Dabei ist Polen mit über 19 Millionen Usern der bisher größte Markt. „Polen gestattet uns zu zeigen, wie gut unser System auf großen Märkten funktioniert“, so Tomas Bella, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Piano Media, der mit dem Projekt neue Einnahmequellen für Zeitungen generieren und somit die Branche retten will. Das Unternehmen steht weltweit in Verhandlungen mit Verlagen und will bis Jahresende sein System in einem weiteren Land starten.
Pianos Start auf dem polnischen Markt bedeutet nicht, dass ab sofort alle Verlagsinhalte kostenpflichtig sind. Die Verlage selbst können wählen, welche Inhalte in das System einfließen. Ein Teil der teilnehmenden Verlage garantiert den zahlenden Usern, ihre Seiten von Werbung frei zu halten. Andere ermöglichen ihnen Zugriff auf Inhalte bevor diese für alle zugänglich gemacht werden. Wieder andere stellen exklusives Material zur Verfügung, dass ausschließlich über Piano zugänglich ist.
Die Verlage scheinen begeistert, Bella spricht von immer mehr neuen Anfragen nach Zusammenarbeit. Die Usermeinungen hingegen sind vorerst verhalten, viele sehen noch nicht, worin für sie der Vorteil des Abos besteht. So seien beispielsweise die kostenpflichtigen Artikel nicht ausreichend gekennzeichnet oder die Informationen, die ein User bisher zu 95 Prozent genutzt hat, sind weiterhin kostenfrei, so dass sich ein Abo nicht lohne. Kritisiert wird, dass die Verlage nichts Neues anbieten. Manche User wünschen sich personalisierte Abos, da sie das riesige Angebot auf den 42 Seiten, dass ihnen durch das Abo zugänglich wird, niemals nutzen würden. Es sei einfach nicht auf ihre Interessen zugeschnitten und tausende von Texten könnten sie aus Zeitgründen nicht lesen. Darüber hinaus wünschen sie sich Inhalte, die extra für online-User erstellt sind.
Quelle: wirtualnemedia.pl; press / Oktober 2012; Polska – Dziennik Łódzki (03.09.2012)
Erstellt: 14.11.2012
Siehe auch: Internet in Polen