Der zweite Tag der Deutsch-Polnischen Medientage in Wrocław (7. Juni 2013) wurde mit dem Plenum zum Thema Energiewende in Europa eröffnet. Vertreter Polens, Deutschlands und Tschechiens diskutierten über dieses schwierige Thema, das die EU-Mitgliedländer sowohl trennen als auch einen kann.

Der Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien Rafał Jurkowlaniec eröffnete die Diskussion mit einer Darlegung der Pläne zur Modernisierung des Straßen-, Bahn- und Flugverkehrs im Grenzbereich. Die Inbetriebnahme der Autobahn A4 stellte er als Erfolg heraus. Als Aufgabe für die Zukunft benannte er die Modernisierung der Bahnlinien, die Südwestpolen und Deutschland miteinander verbinden, unter anderem im Hinblick auf den neuen Flughafen, der bei Berlin gebaut wird, sowie den Ausbau der Straße, die Südpolen mit dem südlichen Nachbarn Tschechien verbindet.

Als nächstes kamen die Diskussionsteilnehmer zu Wort: Jiři Čistecký (Leiter der Abteilung für Mitteleuropa im Außenministerium der Republik Tschechien), Patrick Graichen (stellvertretender Leiter des Projektes Agora Energiewende, Leiter des Projektes Strommarkt und Versorgungssicherheit), Herbert Leopold Gabryś (Vorsitzender des Komitees für Klima- und Energiepolitik in der Landeswirtschaftskammer) und Kai-Olaf Lang (Leiter des Programms EU-Integration bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin). Das Gespräch wurde von Olaf Osica, Direktor des Zentrums für Osteuropa-Studien in Warschau, moderiert.

In der Debatte drehte es sich fast ausschließlich um Energiefragen. Patrick Graichen stellte die „Zwölf Richtlinien für die deutsche Agora Energiewende“ vor, in denen die Verwendung von Wind- und Sonnenergie Priorität hat.

Herbert Leopold Gabryś wies auf die Spezifik des polnischen Energiesektors hin. Seiner Meinung nach erwarten die Polen ein Energiemodell, das konkurrenzfähig ist, die Emission reduziert und Energie liefert, die sowohl preiswert als auch leicht zugänglich ist. Sie wollen ein Modell, das dem Land Sicherheit gibt. Im Energiesektor, so Gabryś, brauche Polen keine Revolution, sondern eine Evolution.

Jiři Čistecký wies darauf hin, dass die Staaten Osteuropas den Nachdruck, mit dem Deutschland seine Energie- und Klimapolitik betreibt, verstehen, dennoch sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Staaten beschränkte finanzielle Möglichkeiten haben. Sie wollen außerdem vermeiden, sich in Abhängigkeiten von ausländischen Energielieferanten zu begeben. Darüber hinaus könne das tschechische Energienetz den Transport von solchen Energiemengen, die es nach Deutschland schicken soll, nicht gewährleisten. Deshalb sei es notwendig, dass Tschechien, Polen und Deutschland sich an einen Tisch setzen und miteinander reden.

Die Gesprächspartner stimmten Kai-Olaf Langs These, dass das Thema Energie die Europäer noch immer spalte, zu. Deutschland werde vor allem vorgeworfen, es wolle die EU-Wirtschaft dominieren. Angesichts dessen schlug Kai-Olaf Lang folgendes Modell vor: Deutschland unterstützt die Energie-Solidarität in Europa, und Polen arbeitet mit Deutschland im Bereich Klimapolitik zusammen. Jedes Land habe seine Strategie, aber alle haben das gemeinsame Ziel, die erneuerbaren Energiequellen auszubauen.

Als letzter ergriff Rafał Jurkowlaniec das Wort und erklärte, dass die Kohlendioxidreduzierung in der Energiewirtschaft für Niederschlesien einen Kollaps bedeuten würde.

Zusammenfassend sagte Olaf Osica, dass einerseits der gegenseitige Respekt für die voneinander abweichenden Meinungen und andererseits die gleichzeitige Zusammenarbeit auf Gebieten, auf denen es Berührungspunkte gibt, die Chance für eine weitere gelungene Zusammenarbeit im Bereich Energiewirtschaft sei.