„Gemeinsam global” – so lautete das Thema des letzten Plenums im Rahmen der Deutsch-Polnischen Medientage in Zielona Góra. Auf dem Podium wurde über die Wirtschaftskrise diskutiert, aber auch über die wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Polen und Deutschland. Die Podiumsteilnehmer waren sich darüber einig, dass beide Staaten gut mit der Rezession zurecht kommen und positive ökonomische Ergebnisse zu verzeichnen haben.
„Wir sprechen hier über die Perspektive der kommenden 20 Jahre. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, vor allem aus demokratischen Gründen“, unterstrich Prof. Dr. Georg Milbradt, ehemaliger Premierminister des Freistaates Sachsen. Die Chefin der Europaredaktion der Tageszeitung Handelsblatt Ruth Berschens hingegen meinte, das Thema der polnischen EU-Ratspräsidentschaft werde marginalisiert. „Die anderen Länder wollen die Wirtschaftskrise in den Griff bekommen, und das ist für sie am wichtigsten.“ Laut Ruth Berschens kann Polen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Vorbildwirkung für andere Staaten der Europäischen Union haben. „Alle haben befürchtet, dass mit der Öffnung des deutschen Marktes eine Überflutung von Arbeitnehmern aus Polen eintreten würde. Aber es ist gar nicht dazu gekommen“, fügte Berschens hinzu.
Janusz Jankowiak, Chefökonom des Polnischen Businessrates, sprach über die Chancen Polens, der Euro-Zone beizutreten. „Wir wollen den Euro aber zu Bedingungen, die unserer Wirtschaft nicht schaden. Derzeit wird in Polen dem Euro eine gewisse Kühle entgegengebracht, die Mehrheit ist gegen die Einführung“, so Jankowiak. Als Beispiel einer ungünstigen Währungsunion wurde Griechenland genannt. „Griechenland war auf diese Währungsunion nicht gut vorbereitet. Jetzt wird man dort die Wirtschaft diametral umbauen müssen. Und das wird mindestens 10 Jahre dauern“, sagte Ruth Berschens. Jankowiak ergänzte: „Polen wird die EU-Ratspräsidentschaft in Zeiten der großen Krise innehaben. Alles andere wird in den Hintergrund rücken. Derzeit ist bei der Einführung des Euro in Polen keine Eile geboten. Ein Vorbild scheint mir Tschechien zu sein. Es erfüllt die Kriterien zum Beitritt zur Euro-Zone, aber hat es damit nicht allzu eilig.“ Georg Milbradt warf den europäischen Politikern vor, nicht den Mut zu haben, über die Konsequenzen des Beitritts zur Euro-Zone zu sprechen.
Zum Abschluss der Debatte wurde das Thema EURO 2012 aufgegriffen. Schafft es Polen, den Bau der Straßen, Stadien und Bahnverbindungen rechtzeitig abzuschließen? „Wir wissen jetzt schon, dass sich nicht alles realisieren lässt. So ein Ereignis hat Einfluss auf das Image des Landes, aber eher als „one of factor“, also als einmaliger Faktor. Man darf damit keine allzu großen Hoffnungen in Hinblick auf die Wirtschaft verbinden“, sagte Janusz Jankowiak abschließend.
Katarzyna Fedro, Zielona Góra, 31.05.2011