Fot. Hans Scherhaufer
Zu Beginn der Podiumsdiskussion nannte Dr. Mateusz Kędzierski, Programmdirektor beim Zentrum für Analysen Thinktank Klub Jagielloński, die gesellschaftspolitischen Veränderungen, die zur Schwäche der Medien geführt haben: die zerfallende Idee von der Dreiteilung der Macht in Polen und Europa, die Schwächung der Rolle des Sejms in Polen und des Europäischen Parlaments, die Einflussnahme großer Unternehmen, denen die Regierungen nachgeben, und der wachsende Einfluss von Influencern und sozialen Medien auf die Meinung von Konsumenten.
„Es ist schwer zu sagen, wer die Macht hat. Deshalb lässt sich schwer sagen, wie die Beziehung zwischen dem Journalismus und der Politik aussehen soll. Das Phänomen, dass sich die Macht zersplittert, führt zum Chaos von Medien und Politik“, kommentierte Kędzierski.
Die Gesprächspartner waren der Meinung, dass gesellschaftliche Veränderungen, die Digitalisierung und fehlende Zuschüsse dazu führen, dass die Medien schlechter werden.
„Heute kommen die interessantesten Fragen nicht von Journalisten. Was mich stört sind unvollständige Informationen, was daher rührt, das etwas schnell und damit oberflächlich geschrieben werden muss“, sagte Dr. Ewa Łabno-Falęcka, Direktorin der Abteilung Marketing, Communication & External Affairs, Mercedes-Benz Polska.
Rafał Woś nannte den Rückgang der Verkaufszahlen für Zeitungen als Printausgabe und die Tatsache, dass die Leser stärker im Internet lesen, als Hauptgründe für die Krise des Geschäftsmodells, auf dem bisher die Medientätigkeit fußte.
„Die fehlenden Einnahmen führen dazu, dass sich die Qualität der Medien verschlechtert. Wirtschaft und Politik sind zwei große Machtzentren, die die Medien nutzen wollen“, fügte er hinzu.
„Schadet es denn der Glaubwürdigkeit von Medien nicht, wenn sie Konzernen wohlgesinnt sind, und dann mit Lobbyisten in eine Reihe gestellt werden?“, fragte Mathias Brüggmann und wandte sich weiter an Łabno-Falęcką: „Kann man redaktionelle Inhalte beeinflussen, indem man die Schwäche von Medien ausnutzt? Fällt es Ihnen leichter, ihren Standpunkt in den Medien durchzusetzen?“ Die Vertreterin der Wirtschaftswelt stimmte der Behauptung, die Geschäftswelt nutze die Medien aus, nicht zu. Sie versicherte, dass den Vertretern ihrer Branche daran liege, Fachmagazine zu unterstützen, die von potenziellen Kunden der Marke gelesen werden.
„Ich kann wirklich nicht sagen, wie ich die Medien ausnutzen könnte. Es sind die Journalisten, die sich für die Firma interessieren, und ich erzähle ihnen nur, was hier passiert. Außerdem gibt es für die Geschäftswelt bessere Kanäle für den Kontakt mit dem Kunden“, versicherte sie.
Das Thema, ob die Schwäche der Medien von der Politik ausgenutzt wird, kommentierte Kędzierski folgendermaßen: „Journalisten sind in einem gewissen Grad von der Politik als Inhaltslieferanten abhängig. Sie können mächtig sein, aber in der Mehrheit sind sie Empfänger dessen, was sie von Politikern erhalten.“
Rafał Woś schlug als Lösung für die erwähnte Krise vor, dass Medien vom Staat bezuschusst werden. Als Beispiel nannte er Frankreich, wo derzeit diskutiert werde, wie der Staat die Medien stärken könne, damit sie unabhängig werden.
„Es wäre möglich, dass jeder ein Prozent seiner Steuern einem Medienfonds zukommen lässt, doch wie sollte dieser Fonds aufgeteilt werden?“, fragte Kędzierski.
Ich hoffe, dass auf alle Fragen, die in der Diskussion aufgeworfen wurden, die Antwort auf die letzte sich am schnellsten findet. Wenn die heutige Welt eine solche Bedrohung für die Seriosität der Medien darstellt, gebe ich gern ein Prozent, um diese Seriosität zu schützen.
Anita Olszyna
(aus dem Polnischen von Antje Ritter-Miller)