Die Corona-Pandemie hat den Medien nicht nur Schwierigkeiten bereitet, sondern auch neue Perspektiven eröffnet. Die Fülle an Inhalten, insbesondere in den sozialen Medien, verstärkt den natürlichen Wettbewerb zwischen den Mainstream-Medien und dem Material, das von unabhängigen Autoren angeboten wird. Doch gleichzeitig ist das Bedürfnis, auf dem neuesten Stand zu bleiben, größer denn je. Wie Claus Liesegang, Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung, während der Debatte ausführte, ist die Zahl der Zugriffe auf die Website seiner Zeitung von 1 Million auf 2-3 Millionen pro Tag gestiegen. Dies ist auch eine Chance für qualitativ hochwertige Inhalte, die mit Sorgfalt recherchiert und anhand von verifizierten Quellen erstellt werden, mit einem besonderen Fokus auf investigativen Journalismus, bemerkte Lukasz Grajewski.

„Unsere wichtigste Stärke ist unsere Glaubwürdigkeit. Damit sich die Empfänger auf uns verlassen können und Sicherheit haben, dass das, was wir präsentieren, wahr ist und gründlich überprüft wurde. Wir ziehen genau die Grenze zwischen Fakt und Meinung“ - betonte Liesegang. Er bemerkte, dass es bei der ewigen Suche nach einem Kompromiss zwischen Zuverlässigkeit und Rentabilität in erster Linie darum geht, das Vertrauen des Publikums zu erhalten. „Wenn wir uns als Medium seinen Respekt verdienen, müssen wir uns keine Sorgen um die Rentabilität machen - das ist die natürliche Folge“, argumentierte er.

Regionale Medien - eine unabhängige Stimme oder ein Mittel der Einflussnahme?

Im Mittelpunkt des Workshops stand das Thema der lokalen Dimension des Journalismus. Steffen Meyer-Tippach unterstrich, dass durch die Pandemie-Situation der Fokus der Öffentlichkeit viel stärker auf lokale Ereignisse gerichtet sei. Die Menschen suchten nach Informationen, die ihnen sagen, was die Lage für ihre unmittelbare Umgebung, d.h. für sie selbst, bedeutet. Starke regionale Medien sind daher ein nicht zu unterschätzender Informationskanal.

Leider sind sie auch oft das Gebiet, in dem sich der Einfluss lokaler Behörden und Körperschaften am häufigsten manifestiert und somit die Objektivität der veröffentlichten Informationen beeinträchtigt.

Claus Liesegang stellte die Situation der lokalen Medien in Deutschland vor. Besonderes Augenmerk legte er auf die Rolle der Nachrichtenagenturen, die die Grundlage für objektiven und zuverlässigen Journalismus bilden. Zu den Problemen des Regionaljournalismus gehören seiner Meinung nach eine besondere Sensibilisierung für bestimmte Themen, die subjektive Ausrichtung der veröffentlichten Inhalte und starke Affinitäten der Medien zu den lokalen Behörden.

Łukasz Grajewski schilderte die Situation in Polen am Beispiel der Übernahme von Regionalmedien durch das Staatsunternehmen Orlen. das kann potenziell zur Politisierung der Medien und der Verlust der journalistischen Objektivität führen. „Man sollte ein Auge auf die Inhalte haben, die von lokalen Tageszeitungen erstellt werden (...) Polen braucht starke regionale Medien“, schloss Grajewski.

 

Während des Workshops „Eine veränderte Perspektive: Regionale Medien in den Zeiten der Pandemie, zweisprachige Redaktionen und strukturelle Bedingungen“ zog eine klare Linie zwischen guten journalistischen Praktiken und einer Fokussierung auf die kommerzielle, subjektive Seite der Inhalte. Überprüfbarkeit, Unparteilichkeit und verlässliche Informationen - das sind die wichtigsten Merkmale, an denen sich nach Meinung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowohl die lokalen als auch die reichweitenstärkeren Medien orientieren sollten.

 

Autoren: Karolina Wasiczek i Wojciech Kułaga