Tschechische Cracker, polnische Politik und deutsche Autobahnen - von Adrian Musiał

Ein Zeichen für die Zusammenarbeit ist die Sendung „Mensch Nachbar“, die auf dem MDR 1 ausgestrahlt wird. Die Initiative zur Entstehung einer solchen Sendung hatte ihren Ursprung in Dresden, dann wurden Redaktionen aus Polen und Tschechien zur Zusammenarbeit eingeladen. Derzeit wird die Sendung von Roman Nuck (MDR), Tomasz Sikora (Polskie Radio Wrocław) und Peter Kumpfe (Česky rozhlas) gemacht, die gemeinsam die Beiträge erarbeiten, die dann auf dem deutschen Radiosender MDR gesendet werden. Ein Teil der Beiträge wird auch ins Polnische und ins Tschechische übersetzt, diese werden auf den jeweiligen Landessendern übertragen, allerdings in beschnittener Form. Die ganze Sendung ist lediglich für die deutschen Hörer zugänglich. Die Diskussionsteilnehmer sagten, dass Themen aus dem Alltag der Bewohner der drei Länder (beispielsweise das Durcheinander um die tschechischen Cracker, die Autobahngebühren für bestimmte Abschnitte) seltener die Politik betreffen, obwohl auch solche Themen vorkommen (z.B. die politische Situation in Polen). Die Sendung ist sehr erfolgreich, wovon die zahlreichen Anrufe und E-Mails der Hörer zeugen, insbesondere von der polnischen Minderheit in Deutschland. Roman Nuck sagte, es existieren Pläne, das Format der Sendung zu ändern, eventuell die Sendungszeit zu verlängern und das Engagement der polnischen und tschechischen Partner zu vergrößern. Noch seien diese Änderungen aber lediglich ein Entwurf. Der Erfolg von „Mensch Nachbar“ hat die tschechischen Medien dazu bewogen, eine ähnlich Sendung zu machen, die ab Herbst dieses Jahres ausgestrahlt werden soll.

Gemeinsame Aktivitäten gibt es nicht nur beim Radio, sondern auch im Fernsehen. Ein deutsch-polnisches Projekt in diesem Bereich ist die Sendung Kowalski&Schmidt (in diesem Jahr ausgezeichnet mit dem Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis), die seit nunmehr 20 Jahren der RBB und TVP Wrocław gemeinsam machen. Kinga Wołoszyn-Kowanda, die von polnischer Seite für die Sendung zuständig ist, erzählte, dass die Sendung sich auf die wichtigsten Ereignisse in beiden Ländern konzentriere.

Alle Diskussionsteilnehmer waren sich darüber einig, dass das Hauptproblem der Entwicklung der Medien in der Grenzregion die Finanzen sind. Tomasz Sikora verglich das Budget der Medien in Polen und Deutschland recht bildhaft miteinander: Das Jahresbudget des MDR belaufe sich auf 570 Millionen Euro, während TVP Wrocław und Polskie Radio Wrocław lediglich drei Millionen Euro zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund geht die Initiative für neue Sendungen gewöhnlich von deutscher Seite aus und wird zum Großteil von dieser finanziert. Im Falle Polens kommen die Schwierigkeit der instabilen Situation in den öffentlichen Medien und die geplanten Veränderungen in deren Finanzierungssystem hinzu.

Trotz auftretender Schwierigkeiten soll die grenzübergreifende Zusammenarbeit ausgebaut werden. Geplant ist die Schaffung eines 24stündigen Senders Arte-Ost, zu der die Länder Osteuropas eingeladen wurden. Roman Nuck sagte, die Idee sei zwar noch nicht detailliert ausgearbeitet, doch, wie die lebhafte Diskussion im Saal zeige, habe sie Aussicht auf Erfolg.