Workshop 1: 25 Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems


Der Workshop besteht aus zwei Teilen. In der ersten Stunde werden zwei Behördenleiter im Zentrum der Diskussion stehen: Roland Jahn von der BStU und Łukasz Kamiński vom Institut für Nationales Gedenken (IPN). Sie sollen die Erfahrungen von Behörden, die die Archive kommunistischer Regime verwalten, vorstellen. Der Schwerpunkt soll dabei auf die Archivnutzung durch Medien gelegt werden.

Besonders aufschlussreich werden hierbei die Erfahrungen von Roland Jahn sein, der vor der Übernahme der Behördenleitung selbst als Journalist in diesem Archiv recherchiert hat.

Während in Deutschland die Behörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes unmittelbar nach der Wende 1989 entstanden ist, kam es in Polen erst etwa zehn Jahre später dazu. Das hatte zur Folge, dass der Aufarbeitungsprozess in den Medien in den ersten Jahren nach 1989 erschwert war und die Nutzung von verlässlichen Archivbeständen insgesamt später begann. Hat diese „Verspätung“ in Polen dazu beigetragen, dass dieser Aufarbeitungsprozess später umso heftiger erfolgte (Wildstein-Liste etc.) und dazu führte, dass die Diskussion die Öffentlichkeit viel mehr polarisierte als das in Deutschland der Fall war?

Im zweiten Teil des Workshops kommen zwei weitere Teilnehmer auf die Bühne: Erfahrene Journalisten aus Deutschland und Polen. Beide werden kurz ihre Erfahrungen mit der Archivnutzung in beiden Ländern aus journalistischer Perspektive schildern. Der polnische Journalist soll darstellen, wie die Aufarbeitung in den Medien aussah, bevor das IPN entstand und man einen geregelten Zugang zu den Archiven hatte.

In diesem zweiten Teil wird die Veranstaltung weniger Vortragscharakter haben, sondern vielmehr ein klassischer Workshop sein. Zu diesem Zwecke bekommen alle Teilnehmer im Vorfeld zwei Artikel zur Lektüre, die von den Journalisten auf der Bühne sein verfasst werden. Nach der Einführung durch die Journalisten, wird die Moderatorin konkrete Fragen zu den Artikeln stellen und dabei insbesondere auf die Probleme bei der Recherche eingehen. Ziel ist es, einen Zusammenhang zum ersten Teil des Workshops herzustellen, indem die Arbeitsbedingungen in den Archiven beider Länder in der Vergangenheit und heute miteinander verglichen und dabei die Schwierigkeiten für die Recherche in der BStU und im IPN herausgearbeitet werden.

Leitung:
Rosalia Romaniec
, Deutsche Welle

Impulse:
Roland Jahn,
Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik BStU
Łukasz Kamiński
, Direktor des Polnischen Instituts für Nationales Gedenken IPN
Uwe Müller,
„Die Welt“
Jarosław Jakimczyk,
freiberuflicher Mitarbeiter



Basil Kerski,
Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig
Paweł Moras, Geschäftsführer DPJW
Piotr Semka, Publizist