Wie schafft man es, dass sich die Leser oder die Zuschauer gut informiert fühlen, bzw. dass sie überhaupt informiert werden wollen? Auf diese Frage versuchten die Teilnehmer des 3. Workshops auf den 6. Deutsch-Polnischen Medientagen eine Antwort zu finden.

„Die Information sollte interessant sein, obwohl eine solche Bewertung im soliden Journalismus eher negative Konnotationen hat“, begann der Moderator Ulrich Kroekel, deutscher Korrespondent in Warschau (unter anderem für die Berliner Zeitung). Bei der Berichterstattung müsse man gleichzeitig unterhalten, so dass der Abnehmer bis zum Ende eines Berichtes durchhält.

Ausgangspunkt des Workshops war die Frage, wie man das Interesse potenzieller Abnehmer wecken kann. Erst wenn man dies erreicht hat, kann man ihm etwas erklären und wichtige Informationen vermitteln. Ohne dieses Interesse des Publikums geht jeder Text, oder auch jede Sendung ins Leere. Die Workshopteilnehmer konzentrierten sich auf die Frage einer spannenden Berichterstattung von einem Wahlkampf und von den Wahlen selbst durch ausländische Korrespondenten.

Die Arbeit von Journalisten, die aus anderen Ländern berichten, ist im Grunde nichts anderes als die Arbeit eines Übersetzers, der eine mehr oder weniger fremde oder zumindest andere Wirklichkeit in seine Muttersprache übersetzt. Deshalb muss man für den Abnehmer bei der Berichterstattung mit den Grundlagen beginnen. Man kann nicht davon ausgehen, dass er über ein Grundwissen bezüglich des beschriebenen oder gezeigten Problems verfügt. Vor den Wahlen unterliegt die politische Landschaft eines ständigen Wandels. In Polen beispielsweise entstand die Palikot-Bewegung (Ruch Palikota), in Deutschland die Piratenpartei.

„Auf das größte Interesse stoßen Texte, die das Privatleben der Kandidaten betreffen“, meint der Chefredakteur von Przegląd Lubański (Lubaner Rundschau) Andrzej Ploch. Damit eröffnete er die Diskussion über die sogenannte Personalisierung der Medien, die mit Sicherheit ein Mittel ist, um die Aufmerksamkeit des Abnehmers zu wecken. In einer Wirklichkeit, die von der neuen Technologie dominiert wird, müssen Themen durchgeschmuggelt werden, indem man sie umkleidet mit privaten Informationen und popkulturellen Plots.

Die Presse muss sich solcher Tricks bedienen, um den Leser zu interessieren. Die Personalisierung in Verbindung mit aussagekräftigen Stereotypen – ob positiv oder negativ – kann auch eine Lösung sein. Dies betonte Bogdan Olejczuk von der niederschlesischen Regionalpresse. Seiner Meinung nach wende die deutsche Presse in der Berichterstattung über Polen solche Maßnahmen recht gern an.

Milena Drzewiecka von TVP INFO versuchte hingegen davon zu überzeugen, dass die Personalisierung von Themen auf der deutschen Seite nicht so verbreitet sei „wie in der polnischen medialen Wirklichkeit. Wenn wir der Meinung sind, dass die Aufgabe der Medien nur Profit ist, muss ein Thema ‚verkauft’ werden, so ist das in den kommerziellen Medien üblich.“ In den öffentlichen Medien sollte der Verkauf nicht im Vordergrund stehen. „Im Gegensatz zu den deutschen Medien (selbst zu den kommerziellen), existiert in Polen eine stärkere Konzentration auf Personen als auf Fakten“, fasste die Journalistin zusammen.

Stereotype und Personalisierung sind wirksame Mittel, derer sich ein Journalist bedienen kann. Erklärt man dem durchschnittlichen Abnehmer Expertenthemen, muss man diese Mittel sogar einsetzen. Es stellt sich jedoch die Frage, in welchem Moment damit eine bestimmte Grenze überschritten wird. Die goldene Mitte scheint im Gleichgewicht zu liegen, damit der Text nicht an inhaltlichem Wert verliert.

„Wir sollten alle Kunststücke zum Zwecke der Lesergewinnung anwenden, aber sie sollten der Art Medium, für das wir arbeiten, angemessen sein“, sagte Krzysztof Jabłonowski von TVP. Die Medien in Polen und Deutschland seien zwei unterschiedliche Welten, in beiden jedoch regiere die Tabloidisierung. Die Redlichkeit in Bezug auf den Leser und die Übermittlung von möglichst vielen objektiven und gleichzeitig wertvollen Informationen sollten das oberste Ziel eines jeden Journalisten sein.

Julia Wysocka