Rzeczpospolita ist nach Gazeta Wyborcza die zweitgrößte überregionale Qualitätszeitung Polens. Sie hat eine verbreitete Auflage von ca. 103.053 Exemplaren (Stand: Januar 2012). Die politische Linie ist gemäßigt liberal-konservativ. Vergleichbar ist sie am ehesten mit der deutschen FAZ. Gründungschefredakteur der unabhängigen Rzeczpospolita (RZ) war 1989 bis 1996 der bekannte Journalist Dariusz Fikus (1932-1996). Nach ihm ist auch der renommierte Journalistenpreis Nagroda im. Dariusza Fikusa „Człowiek w mediach“ [dt. Mensch in den Medien] benannt, der seit 1997 jährlich von der RZ-Redaktion vergeben wird.

Auffällig ist die thematische und farblich hervorgehobene Dreiteilung der Zeitung: Neben dem normalen Nachrichtenteil (weiß) erscheint der Wirtschaftsteil auf hellgrünem Papier, zudem gibt es einen juristischen Teil auf gelbem Papier. Neben diesen täglichen Rubriken erscheinen wöchentlich Beilagen (u. a. Auto- und Immobilienmarkt, Karriere, Fernsehprogramm, Kultur, Reisen). Samstags erscheint die Feuilleton-Beilage „Plus-Minus“. Interessant ist, dass seit dem 3. März 2008 der RZ statt eines zweiseitigen Warschauer Lokalteils die Zeitung Życie Warszawy (ŻW) beiliegt. Das Warschauer Traditionsblatt, das seit 1944 erscheint, war im Sommer 2007 von der Presspublica erworben worden. Seit Jahren hatte ŻW mit einem dramatischen Auflagenschwund zu kämpfen. Ende 2007 wurden gerade einmal 18.000 Exemplare verkauft. Nun erscheint ŻW täglich als 16-seitige RZ-Beilage und als eine um einen Mantel (Polen und Ausland) ergänzte Version für den Straßenverkauf.

Die heutige Rzeczpospolita ist hervorgegangen aus der gleichnamigen ehemaligen Zeitung der kommunistischen Regierung, die erstmals noch während des Zweiten Weltkriegs im Juli 1944 erschien. Der Titel knüpfte damals bewusst an die gleichnamige Zeitung aus der Zwischenkriegszeit (1920-1932) an, um in der polnischen Nachkriegsöffentlichkeit, die der neuen kommunistischen Regierung durchweg ablehnend gegenüberstand, eine gewisse Legitimität aufzubauen. Parallel dazu erschien mit der Gründung der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) 1948 deren Zeitung Trybuna Ludu [dt. Volkstribüne]. 1950 wurde Rzeczpospolita eingestellt.

In der politischen Krise des Jahres 1980 entstand die Idee, die Zeitung wiederzubeleben. Seit 1982 erschien Rzeczpospolita als Organ des Regierungsapparates. 1991 wurde Rzeczpospolita von der neuen demokratischen Regierung in die Unabhängigkeit entlassen. Es entstand ein polnisch-französisches Joint Venture, der Verlag Presspublica, in dem die Zeitung seither erscheint. Von 1996 bis 2007 war der norwegische Konzern Orkla Media zu 51 Prozent an Presspublica beteiligt. 2007 verkaufte der Konzern seine Anteile an die Mecom Group. Mit 49 Prozent ist nach wie vor das staatliche Verlagsunternehmen Rzeczpospolita (Państwowe Przedsiębiorstwo Wydawnicze Rzeczpospolita) am Blatt beteiligt. Mitte April 2008 gab der polnische Schatzminister Aleksander Grad bekannt, dass die PO-Regierung die Anteile am Verlag veräußern wolle. Auch Axel Springer zeigte Kauflust an der konservativen Warschauer Tageszeitung Rzeczpospolita, gab aber Mitte 2009 seine Pläne auf. Erst 2011 kaufte Grzegorz Haidarowicz, 100prozentiger Inhaber der Gesellschaft Gremi Media, zunächst 51,01 Prozent Anteile der britischen Verlages Mecom an Presspublica auf und dann die übrigen 48,99 Prozent vom dem Fiskus gehörenden Verlagsunternehmen Przedsiębiorstwo Wydawnicze Rzeczpospolita. Gremi Media ist somit alleiniger Inhaber des Verlages Presspublica.


Seit 2012 ist Andrzej Talaga Chefredakteur. RZ ist zusammen mit der Gazeta Wyborcza 2012 das am stärksten meinungsbildende Medium in Polen.


(06.12.2012 | Copyright: Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit 2012)