Der erste 24-Stunden-Nachrichtenkanal in Polen nahm am 9. August 2001 um zwölf Uhr mittags seinen Betrieb auf. Polen war damit das erste Land Ostmitteleuropas, das einen Nachrichtensender in eigener Sprache hatte. Vorbild für TVN24 ist der US-Sender CNN. Zielgruppe des Senders ist die jüngere, besser ausgebildete und verdienende Schicht in Polen. Der Nachrichtensender, der zum polnischen Medienunternehmen ITI gehört, hat die polnische Medienlandschaft gründlich verändert.

Neben dem Hauptstadtstudio in Warschau gibt es weitere elf regionale Studios in Polen, aus denen rund um die Uhr Nachrichten gesendet werden. Der Sender produziert für den Muttersender TVN auch die Hauptabendnachrichten „Fakty“ um 19.00 Uhr.

2001 waren viele Experten skeptisch, ob ein reiner Nachrichtensender in Polen eine Chance haben wird. Doch schon bald konnte das 250-köpfige Team zeigen, wie Nachrichtenfernsehen ein Fenster zur Welt sein kann. Kurz nach den ersten Agenturmeldungen über den Absturz eines Flugzeuges auf das World Trade Center in New York sendete TVN24 live mit Bildern von CNN. Die Terroranschläge vom 11. September wurden für die Polen zum unmittelbar Erlebten. Tatsächlich ist TVN24 seit dem 11. September zu einer festen Größe in der polnischen Mediengesellschaft geworden. Polnische Fernsehzuschauer informierten sich hier über die Terroranschläge von London und Madrid oder den Krieg im Irak.

Ein Glanzlicht im Programm ist die Talkshow „Kropka nad I“ (dt. Das i-Tüpfelchen, wird montags bis donnerstags gesendet) mit der Starjournalistin Monika Olejnik, die gern von Spitzenpolitikern besucht wird, auch wenn diese sich unangenehmen Fragen stellen müssen. Besonders beliebt ist der satirisch angehauchte Tagesrückblick „Szkło kontaktowe“ (dt. Kontaktlinse) von Grzegorz Miecugow, Tomasz Sianecki und Wojciech Zimiński, der seit 2005 ausgestrahlt wird. Die Sendung ist interaktiv: Die Zuschauer können sich beteiligen, indem sie anrufen und SMSe schicken.

Am 16. Juli 2008 hatte die Partei PiS einen Boykott gegen den Sender gestartet. Der damalige Chef des PiS-Clubs Przemysław Gosiewski gab bekannt, dass die „PiS-Abgeordneten an keinerlei Nachrichtensendungen von TVN und TVN24 teilnehmen werden, weil wir einen Mangel an Objektivität des Journalismus wahrnehmen und uns mit derartigen Praktiken nicht einverstanden erklären können“. Als Antwort auf diese Worte gab der Pressesprecher von TVN24 Karol Smoląg bekannt, dass die Sendungen von TVN24 und TVN für die PiS-Abgeordneten offen bleiben werden. Am 14. Januar 2009 beschloss das politische Komitee von PiS, den Boykott aufzuheben.

Der Erfolg des Privatsenders, der heute rund 200 Mitarbeiter beschäftigt und im August 2012 einen Marktanteil von 3,27 Prozent hatte, hat bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz (TVP) Nachdenken ausgelöst. Im Oktober 2007 ging der Nachrichtenkanal TVP Info auf Sendung. Auch Polens erster Privatsender Polsat schmiedete lange Pläne für einen eigenen Nachrichtensender und ging dann am 4. Juni 2008 mit Polsat News auf Sendung.


(06.10.2012 | Copyright: Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit 2012)